29. August
Lesung 4-6
Predigt des hl. Ambrosius:
Da wir die Erinnerung an den heiligen Johannes den Täufer nicht kurz
übergehen dürfen, ist es gut, darauf zu achten, wer getötet wurde, von
wem, warum, wie und wann er getötet wurde. Von Ehebrechern wir der
Gerechte gemordet, von den Schuldigen wird die Todesstrafe für das
Verbrechen auf den Richter abgewälzt. Der Lohn einer Tänzerin ist der
Tod eines Propheten. Schließlich wird sogar - davor schrecken doch
selbst alle Barbaren zurück - beim Festgelage, beim Gastmahl der Befehl
gegeben, das grausame Werk auszuführen. Vom Gastmahl zum Kerker und vom
Kerker wieder zum Gastmahl eilt der gehorsame Diener, die fluchwürdige
Tat zu vollziehen. Wie viele Verbrechen liegen in dieser einen Tat! Wer hätte nicht, da er sah, wie man so schnell vom Gastmahl zum
Kerker eilte, geglaubt, der Prophet solle freigelassen werden? Wer hätte
nicht, da er hörte, es sei der Geburtstag des Herodes, es finde ein
Festmahl statt, dem Mädchen sei die Wahl gelassen, zu wünschen, was es
wolle, geglaubt, man habe zu Johannes geschickt, um ihn freizugeben? Was
hat denn diese Grausamkeit mit den Lustbarkeiten zu tun? Was ein
Vergnügen mit einem Leichenbegängnis? Zur Zeit des Mahles wird der
Prophet zur Hinrichtung geführt, auf Grund eines beim Mahle gegebenen
Befehles; so wünschte er ja nicht einmal freigelassen zu werden. Er wird
mit dem Schwert hingerichtet, sein Haupt wird auf einer Schüssel
gebracht. Dieses Gericht entsprach der Grausamkeit; so wurde die wilde
Gier befriedigt, die beim Mahle keine Sättigung fand. Grausamer König, betrachte doch dieses Schauspiel, das deines Mahles
würdig ist! Strecke deine Rechte aus, damit deiner Grausamkeit nichts
fehlt! Laß zwischen deinen Fingern die Bäche des heiligen Blutes
hindurchrieseln! Weil dein Hunger an der Tafel sich nicht sättigen
konnte, weil der Durst deiner unerhörten Grausamkeit mit den Bechern
nicht gestillt werden konnte, so schlürfe doch das Blut, das aus den
geöffneten Adern des abgeschlagenen Hauptes quillt! Blicke die Augen an,
die noch im Tode Zeugen deines Verbrechens sind, die sich abwenden von
dem Anblick deiner Genüsse! Die Augen sind geschlossen, nicht so sehr
durch den unerbittlichen Tod, als aus Abscheu vor deiner Wollust. Dieser
goldene, bleiche Mund, dessen Anklage du nicht ertragen konntest,
schweigt nun und doch erregt er noch Furcht.
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