11. November
Lesung 7-8
Luk. 11, 33-36
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius
Nachdem er im Vorhergehenden der Kirche der Synagoge gegenüber den
Vorzug gegeben hat, ermahnt er uns nun, doch lieber der Kirche unser
Vertrauen zu schenken. Die Leuchte ist der Glaube, entsprechend dem
Schriftwort: Eine Leuchte für meine Füßse ist dein Wort, o Herr. Das
Wort Gottes ist soviel wie unser Glaube. Das Wort Gottes ist das Licht; unser Glaube ist die Leuchte. Er war
das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt.
Eine Leuchte kann kein Licht verbreiten, wenn sie es nicht von einem
andern empfängt. Das ist also die Leuchte, die angezündet wird, die
Kraft unseres Geistes und Verstandes. So kann dann die Drachme gefunden
werden, die verloren war. Niemand also soll seinen Glauben unter das
Gesetz stellen. Das Gesetz hat enge Schranken, die Gnade aber geht über
alles Maß hinaus; das Gesetz verbreitet Schatten, die Gnade Licht. Darum
soll keiner seinen Glauben in die Schranken des Gesetz einengen,
sondern ihn der Kirche schenken; in ihr leuchtet die
siebenfache Gnade des Heiligen Geistes; der allbekannte Hohepriester erleuchtet
sie mit seinem Glanz seiner erhabenen Gottheit; der Schatten des
Gesetzes kann sie nicht verdunkeln. Die Leuchte, die nach altem
jüdischen Brauch der Hohepriester jeden Morgen und Abend anzündete,
stand sozusagen unter dem Scheffel des Gesetzes und ist längst
erloschen. Und das irdische Jerusalem, das die Propheten tötete, liegt
gleichsam im Tal der Tränen und ist ganz verborgen. Das himmlische
Jerusalem aber, in dem unser Glaube kämpft, ruht auf dem höchsten Berg,
auf Christus; es kann nicht in der Finsternis und unter dem Schutt
dieser Welt verborgen bleiben, vielmehr strahlt es im Glanz der ewigen
Sonne und erleuchtet uns mit dem Licht geistiger Gnade.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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