Mittwoch, 12. April 2017

Fest der Stigmatisierung des hl. Bekenners Franziskus - hl. Bonaventura aus dem Brevier

17. September
Lesung 4-6
hl. Bischofs Bonaventura:
Franziskus, der wahrhaft treue Knecht und Diener Christi, begann zwei Jahre, bevor er seinen Geist dem Himmel zurückgab, an einem hochgelegenen, einsamen Orte, dem Alvernerberg, zu Ehren des Erzengels Michael ein vierzigtägiges Fasten. Da wurde er ungewöhnlich reich mit der Süßigkeit der himmlischen Beschauung übergossen und von einer glühenden Sehnsucht nach dem Himmel erfaßt und fühlte in stärkerem Maße die Wirkungen der himmlischen Gnaden. Da er nun durch die seraphischen Gluten seiner Sehnsucht zu Gott empor gehoben wurde und sein Herz in zartem Mitgefühl immer mehr jenem ähnlich wurde, der aus übergroßer Liebe Sich ans Kreuz schlagen ließ, da sah er eines morgens um das Fest seiner Kreuzerhöhung, während er am Abhang des Berges betete, die Gestalt eines Seraphim mit sechs leuchtenden, feurigen Flügeln aus der Höhe des Himmels herniedersteigen. In schnellem Flug kam er durch die Luft in die Nähe des Gottesmannes; er trug nicht nur Flügel, sondern schien auch ans Kreuz geheftet zu sein; seine Hände und Füße waren ausgespannt und an ein Kreuz genagelt, die Flügel dagegen in staunenswerter weise zu beiden Seiten angeordnet; zwei streckte er über sein Haupt empor, zwei spannte er zum Fluge aus und mit den zwei anderen umschlang und umhüllte er seinen ganzen Leib. Als Franziskus dies sah, erschrak er gar sehr; Freude, mit schmerz gemischt befiel sein Herz. Bei diesem lieblichen Anblick, der ihm so wunderbar und zugleich so vertraut vorkam, erfaßte ihn eine überschwengliche Freude; als er aber die grausame Kreuzigung sah, durchbohrte das Schwert schmerzvollen Mitleids seine Seele. Franziskus merkte wohl- der, der ihm äußerlich ähnlich erschien, belehrte ihn nämlich auch im Innern-, daß die Schwäche und das Leiden eigentlich ganz unvereinbar sei mit der Unsterblichkeit eines Seraphs, daß aber diese Erscheinung deshalb seinen Augen sich darbot, damit er, der Freund Christi, erkenne, er solle nicht durch ein leibliches Martyrium, sondern durch ein loderndes Feuer in seinem Innern zu einem getreuen Abbild Jesu Christi, des Gekreuzigten werden. Nach einer geheimnisvollen, vertrauten Zwiesprache verschwand also die Erscheinung wieder; sie ließ jedoch sein Herz innerlich in seraphischer Liebesglut auflodern und auch seinen Leib bezeichnete sie äußerlich mit einem getreuen Abbild des Gekreuzigten, wie wenn auf die schmelzende Tätigkeit des Feuers der Aufdruck eines Siegels gefolgt wäre. Denn sogleich wurden an seinen Händen und Füßen die Male der Nägel sichtbar, und zwar zeigte sich das Kopfende der Nägel auf der Innenfläche der Hände und auf der Oberseite der Füße, die Spitze auf der anderen Seite. Auch seine rechte Seite war mit einer roten Narbe überzogen, als ob sie von einer Lanze durchbohrt worden wäre; daraus floß häufig heiliges Blut und färbte seinen Rock und seine Unterkleider. Nachdem nun Franziskus, der neue Mensch, durch dieses neue, staunenswerte Wunder ausgezeichnet und mit diesem außergewöhnlichen Vorzug, der früheren Jahrhunderten nicht gewährt wurde, ausgestattet war, als er nämlich mit den heiligen Wundmalen geschmückt war, stieg er vom Berg herunter und trug an sich das Bild des Gekreuzigten; es war nicht auf Tafeln von Stein oder Holz von Menschenhand gezeichnet, sondern vom Finger des lebendigen Gottes seinen Gliedern eingeprägt worden. Dieser seraphische Mann wußte aber sehr wohl, daß es gut sei, das Geheimnis des Gottkönigs zu verbergen, und so suchte er, sich dieses verborgenen königlichen Geschenkes wohl bewußt, die heiligen Male nach Kräften geheim zu halten. Weil jedoch Gott gerne zu seinem Ruhme die Großtaten, die er wirkt, offenbart, darum ließ der Herr selbst, der die Wundmale im Verborgenen eingeprägt hatte, durch sie in aller Öffentlichkeit einige Wunder geschehen; so sollte die verborgene, staunenswerte Kraft der Wundmale durch herrliche Zeichen offenbar werden.- Papst Benedikt XI. wollte diese wunderbare Tatsache, die so sicher bezeugt und in päpstlichen Urkunden mit besonderem Lob und mit Vorliebe hervorgehoben wurde, durch ein jährliches Fest gefeiert wissen; dieses dehnte später Papst Paul V. auf die ganze Kirche aus, um die Herzen der Gläubigen zur Liebe Christi, des Gekreuzigten, zu begeistern.

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