Mittwoch, 19. April 2017

1. Sonntag im August - hl. Ambrosius aus dem Brevier

Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Ambrosius über den 118. Psalm

Der Prophet sagt: Der Anfang aller Weisheit ist die Gottesfurcht. Was ist der anfang der Weisheit anders, als der Welt entsagen? Denn das weltliche lieben ist Torheit. zudem lehrt der Apostel: Die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. aber selbst die Gottesfurcht, wenn sie nicht vernünftig ist, nützt nichts, schadet im Gegenteil sehr viel. So haben die Juden wohl eifer für Gott; aber sie lassen sich nicht von der Vernunft leiten und fügen darum trotz allen Eifers und aller ehrfurcht Gott nur noch grüßere Beleidigungen zu. Daß sie ihre Kinder beschneiden und den Sabbat halten, ist ein Zeichen ihrer Furcht vor Gott; weil sie aber den Geist des Gesetzes nicht verstehen, nehmen sie die Beschneidung nur am Leibe vor, nicht am Herzen. Doch was spreche ich von den Juden? auch unter uns gibt es solche, die Gott fürchten, aber nicht in vernünftiger Weise; sie stellen so harte Gesetze auf, daß die Menschennatur sie nicht tragen kann. Ihre Gottesfurcht zeigt sich darin, daß sie dem Anschein nach um gute Zucht besorgt sind und Werke der Tugend verlangen, aber die Unvernunft liegt darin, daß sie kein Miotgefühl haben für die menschliche Natur und ihre Kraft nicht abzuschätzen wissen. Die Ehrfurcht darf also nie unvernünftig sein. Denn die wahre Weisheit beginnt mit der Gottesfurcht, und es gibt keine Weisheit ohne Gottesfurcht. So darf also die Gottesfurcht nie ohne Weisheit sein. Eine gewisse Stütze für das Gotteswort ist die heilige Furcht. Denn wie man ein Standbild auf einen Sockel stellt und wie dieses dadurch, daß es auf den Sockel gehoben wird, an Schönheit und Festigkeit nur gewinnt, so kann auch das Wort Gottes auf der heiligen Furvht besser ruhen, und es schlägt kräftigere wurzeln in der Brust dessen, der den Herrn fürchtet. Und das Wort Gottes entfällt auch nicht dem Herzen eines solchen Mannes, und die Vögel kommen nicht, es wegzunehmen aus seinem Inneren, weil er sorglos und gleichgültig dahinlebt.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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