Freitag, 3. März 2017

Samstag - Vigil von Pfingsten - hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 4-9

Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus über das Glaubensbekenntnis für die Taufschüler

Durch das Zeichen des hochheiligen Kreuzes hat die heilige Mutter, die Kirche, euch in ihrem Schoß empfangen. In höchster Freude möchte sie euch so wie euren Brüdern geistigerweise das Leben schenken. Doch bis diese hohe Mutter euch, ihre neuen Kinder, durch das heilige Bad der Taufe wiederbeleben und euch dem wahren Lichte zuführen kann, bis dahin will sie euch, während sie euch in ihrem Schoße trägt, mit angemessener Nahrung stärken und, selbst voller Freude, will sie euch in heiliger Freude bis zum Tage der Geburt geleiten. Denn sie ward nicht getroffen von dem Urteil, das über Eva gesprochen wurde. Eva schenkte in Trauer und unter Wehen ihren Kindern das Leben; und selbst ihre Kinder freuen sich nicht bei der Geburt, sondern weinen. Die Kirche aber macht wieder gut, was Eva gefehlt hat. Eva hat durch ihren ungehorsam ihre Nachkommen dem Tode überliefert, die heilige Kirche aber schenkt ihnen durch ihren Gehorsam das Leben wieder. Alle geheimnisvollen Handlungen, die schon an euch vorgenommen wurden oder die noch an euch vorgenommen werden durch die Diener Gottes, alle Beschwörungen, Gebete, geistlichen Lieder, das Anhauchen, eure Bußgewänder, das Neigen des Hauptes, das Barfußgehen, ja selbst die heilige Furcht, die trotz aller Freude notwendig ist, alles das ist eine Speise, die euch wie gesagt, im Mutterschoße der Kirche nähren soll, auf daß die Mutter, wenn ihr wiedergeboren seid durch die Taufe, als fröhliche Kinder euch Christus zuführen kann. Ihr habt schon das Glaubensbekenntnis empfangen; die Mutter übergab es euch als Schutzmittel gegen das Gift der Schlange. In der Offenbarung des Apostels Johannes steht geschrieben, daß der Drache vor dem Weibe stand, das gebären sollte, um ihr Kind gleich nach der Geburt zu verschlingen. Ihr wißt alle, daß der Drache der Teufel ist und daß jenes Weib die Jungfrau Maria bedeutet, die, selbst unversehrt, unser unversehrtes Haupt geboren hat. Maria wiederum ist ein Bild der heiligen Kirche, so wie Maria trotz der Geburt ihres Sohnen unversehrte Jungfrau blieb, ebenso schenkt auch die Kirche immer wieder neuen Kindern, seinen Gliedern, das Leben, ohne die Jungfräulichkeit zu verlieren. Ich habe es mir vorgenommen, unter dem Beistande des Herrn euch den tiefen Sinn des hochheiligen Glaubensbekenntisses zu erklären, um euch den Inhalt der einzelnen Artikel fest einzuprägen. Eure Herzen sind bereit, denn der Feind ist daraus vertrieben. Ihr habt gelobt ihm zu widersagen. Dies Gelöbnis ward nicht von Menschen, sondern von Gott und seinen Engeln aufgezeichnet. Da habt ihr also gesprochen: Ich widersage. Widersagt ihm nun nicht bloß mit Worten, sondern auch in euerm Handeln, nicht nur mit der Stimme, sondern mit der Tat! Nicht nur eure Lippen sollen es aussprechen, sondern auch eure Taten sollen es künden! Wisset, daß ihr mit einem alten, listigen und erfahrenen Feind den Kampf aufgenommen habt. Nach eurer Absage darf er nie mehr seine Werke in euch finden, damit er euch nicht mit Recht in  seine Sklaverei ziehe! Denn du wirst ertappt und entlarvt werden, o Christ, wenn du anders handelst als du versprichst, wenn du nur dem Namen nach gläubig bist, aber in deinem Wandel dich anders zeigst, wenn du dein Versprechen nicht treu hälst, wenn du erst in die Kirche gehst, um zu beten, nach kurzer Zeit aber ins Theater, um mit den Possenreißern schamlos zu schreien. Was hast du mit dem Blendwerk des Teufels noch zu schaffen? Dem hast du doch widersagt!

Joh. 14, 15-21
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Wenn der Herr sagt: Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, so zeigt er damit, daß er selbst auch ein Tröster ist; das Wort Tröster bedeutet so viel wie Anwalt. Von Christus heißt es: Wir haben einen Anwalt beim Vater, Jesus Christus den Gerechten. von der Welt aber sagt er, sie könne den Heiligen Geist nicht empfangen, wie auch geschrieben steht: Die Klugheit des Fleisches ist eine Feindin Gottes; denn sie ist dem Gesetze Gottes nicht Untertan und kann es auch nicht sein. Wir sagen ja auch: Ungerechtigkeit kann nie Gerechtigkeit sein. Wenn er hier von der Welt spricht, meint er damit die Liebhaber der Welt; deren Liebe stammt nicht vom Vater. Darum ist dieser Weltliebe, die wir mit allem Fleiße in uns mindern und bekämpfen müssen, die Liebe Gottes entgegengesetzt, welche in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Die Welt kann ihn nicht empfangen; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Denn die Weltliebe hat keine geistigen Augen, mit denen man den Heiligen Geist schauen kann; man kann ihn nämlich nur auf unsichtbare Weise schauen. Ihr aber, sagt er, werdet ihn erkennen; denn er wird bei euch bleiben und in euch sein. Er wird in ihnen sein, um bei ihnen zu bleiben; aber er wird nicht bei ihnen bleiben, um bei ihnen zu sein. Denn erst muss er irgendwo sein, dann erst kann er dort bleiben. Damit sie aber nicht glaubten, der Ausdruck: Er wird bei euch bleiben, sei so gemeint, wie bei Menschen ein Gast sichtbar anwesend ist, darum erklärte er diesen Ausdruck und fügte hinzu: er wird in euch sein. Man kann ihn also unsichtbar schauen. Wenn er aber nicht in uns weilt, können wir auch keine Kenntnis von ihm haben. Genauso nehmen wir auch unser Bewußtsein in uns wahr. Wir sehen das Angesicht eines anderen, das unsrige aber können wir nicht sehen; dagegen erkennen wir unser Innerstes, in das Innere eines anderen aber können wir nicht schauen. Unser Bewußtsein kann nicht ohne uns sein, aber der Heilige Geist kann auch ohne uns sein. Er wird uns gegeben, auf daß er in uns sei; aber sehen und erkennen können wir ihn nicht, wenn er nicht in uns wohnt. Damit nun keiner glaube, der Herr gebe ihnen den Heiligen Geist anstatt seiner selbst, und er selbst werde dann nicht mehr bei ihnen sein, darum fügte er nach der Verheißung des Heiligen Geistes noch hinzu: Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen, ich will zu euch kommen. Obgleich uns also der Sohn Gottes zu Adoptivsöhnen seines Vaters gemacht und gewollt hat, daß wir durch die Gnade den Vater haben, der sein Vater von Natur aus ist, trotzdem zeigt er selbst auch gegen uns gewissermaßen seine väterliche Liebe, indem er sagt: Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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