8. Juli
Lesung 4-6
Elisabeth war die Tochter des Königspaares von Aragonien; sie wurde
im Jahre des Herrn 1271 geboren. Als Vorzeichen ihrer späteren
Heiligkeit gaben ihr die Eltern ganz gegen die Gewohnheit nicht den
Namen ihrer Mutter oder ihrer Großmutter, sondern nannten sie in der
Taufe nach ihrer berühmten Tante, der Herzogin von Thüringen, der
heiligen Elisabeth. Bei ihrer Geburt zeigte sich sofort, welch
glückliche Friedensstifterin zwischen Königen und Ländern sie werden
sollte; denn die Freude über ihre Geburt verwandelte die unheilvolle
Zwietracht zwischen ihrem Vater und ihrem Großvater in herzliche
Eintracht. Als der Vater in der Folge die guten Anlagen seiner
heranwachsenden Tochter bewundern konnte, behauptete er fest, die eine
Elisabeth werde alle übrigen Frauen aus dem Geschlechte der Könige von
Aragonien an Tugend weit übertreffen. So beobachtete er mit Ehrfurcht
ihr himmlisches Leben, wie sie allen äußeren Schmuck verachtete, die
Vergnügungen floh, häufig fastete, ohne Unterlaß zu Gott betete, Werke
der Nächstenliebe übte, und er schrieb das Glück seines Hauses und
seines Reiches einzig und allein den Verdiensten dieser Tochter zu. Sie
wurde überall geschätzt und von vielen Fürsten begehrt und schließlich
nach dem Ritus der Kirche mit dem König Dionysius von Portugal vermählt. In der Ehe war sie ebenso darauf bedacht, die Tugenden zu üben, wie
ihre Kinder gut zu erziehen. Sie suchte ihrem Manne, noch mehr aber Gott
zu gefallen. Fast das halbe Jahr lebte sie nun von Brot und Wasser;
während einer Krankheit wurde dies durch Gottes Fügung einmal in Wein
verwandelt, als sie sich weigerte, trotz der Vorschrift der Ärzte
solchen zu trinken. Als sie einst das abscheuliche Geschwür einer armen
Frau küßte, heilte sie es auf der Stelle. Das Geld, daß sie den Armen
austeilen wollte, verwandelte sie einmal, damit der König nichts davon
merke, mitten im Winter in Rosen. Einem von Geburt an blinden Mädchen
schenkte sie das Augenlicht; viele andere heilte sie durch bloßes
Kreuzzeichen von den schwersten Krankheiten; sie wirkte noch viele
ähnliche Wunder. Sie erbaute nicht nur Klöster, Stifte und Kirchen,
sondern stattete sie auch in großartiger Weise aus. Wunderbar war ihr
Wirken in der Beilegung von Streitigkeiten zwischen Königen; unermüdlich
suchte sie bei persönlichen und allgemeinen Nöten den Menschen zu
helfen. Nach dem Tode des Königs Dionysius war sie, wie früher als Jungfrau
den Jungfrauen, als Ehegattin den Eheleuten, so nunmehr in ihrer
Vereinsamung den Witwen ein Vorbild in allen Tugenden Sie legte sogleich
das Ordenskleid der heiligen Klara an, wohnte mit Starkmut dem
Leichenbegängnis des Königs bei und begab sich bald darauf nach
Compostella, wo sie für die Seelenruhe des Königs viele Geschenke aus
Seide, Gold und Edelsteinen opferte. Nach ihrer Rückkehr verwandte sie
alles, was ihr lieb oder teuer war, zu heiligen, frommen Zwecken; sie
war für den Ausbau ihres wahrhaft fürstlichen Nonnenklosters zu Coimbra,
wie auch für den Unterhalt der Armen, für den Schutz der Witwen und
Waisen und für die Unterstützung aller Notleidenden besorgt und lebte so
nicht für sich, sondern nur für Gott und das Wohl aller Menschen. Um
zwei Könige, ihren Sohn und ihren Schwiegersohn, zu versöhnen, reiste
sie nach Estremoz, einer bekannten Stadt. Auf der Reise zog sie sich
eine Krankheit zu und starb dort, nachdem die jungfräuliche Gottesmutter
sie besucht hatte, eines heiligen Todes am 4. Juli 1336. Nach ihrem
Tode wurde sie durch viele Wunder verherrlicht, besonders durch einen
süßen Wohlgeruch, den ihr nun schon seit etwa drei Jahrhunderten
unverwester Leichnam ausströmt; sie war auch stets unter dem Beinamen
Heilige Königin bekannt. Schließlich wurde sie im Jubiläumsjahr 1625
unter dem Zustrom und dem Beifall fast der ganzen christlichen Welt von
Urban VIII. ordnungsgemäß in die Zahl der Heiligen aufgenommen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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