Freitag, 17. Februar 2017

Sieben Schmerzen der hl. Jungfrau Maria - Hl. Augustinus aus dem Brevier

Freitag nach dem Passionssonntag
Lesung 7-8
Joh. 19, 25-27

Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Das ist nun jene Stunde, von der Jesus, bevor er das Wasser in Wein verwandelte, zu seiner Mutter sagte: Frau, was hab ich mit dir zu tun? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Diese Stunde hat er vorausgesagt (damals war sie noch nicht gekommen), in der er sterbend jene als Mutter anerkennen wollte, die ihn als sterblichen Menschen geboren hatte. Damals also, als er ein göttliches Werk verrichten wollte, wies er seine Mutter zurück, als wäre sie ihm unbekannt. Sie hatte ihn ja auch nicht seiner Gottheit nach, sondern seiner schwachen Menschennatur nach geboren. Jetzt aber, da er Menschliches leiden musste, sorgte er in menschlicher Liebe für sie, von der er geboren war. Hier wird uns also eine gute Lehre erteilt. Er tut das, was er auch von uns erwartet, und durch sein Beispiel lehrte der gute Meister seine Jünger, daß gute Kinder für ihre Eltern Sorge tragen sollen. So wurde also das Kreuz, an dem seine sterbende Glieder angenagelt waren, zu einem Lehrstuhl des göttlichen Lehrmeisters. Von dieser gesunden Lehre hat der Apostel Paulus gelernt, da er sagt: Wenn jemand für die Seinigen und besonders für die Hausgenossen nicht Sorge trägt, so verleugnet er den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Wer aber gehört für einen jeden so eng zum Hause wie die Eltern für die Kinder oder die Kinder für die Eltern? Für dieses heilsame Gebot gab der Lehrer den Heiligen also selbst ein Beispiel, da er nicht als Gott für seine, die er erschaffen hatte und in seiner Vorsehung behütete, sondern als Mensch für seine Mutter, die ihn geboren hatte und die er auf Erden zurückließ, gewissermaßen einen anderen Sohn an seiner Statt bestellte.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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