Mittwoch, 15. Februar 2017

Ostermontag - Hl. Papst Gregor aus dem Brevier

Lesung 1-3
Luk. 24, 13-35
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder! Ihr habt gehört, wie der Herr den beiden Jüngern erschien, die auf dem Wege dahingingen. Sie glaubten zwar nicht an ihn, aber sie redeten von ihm. Er aber zeigte sich ihnen nicht in der Gestalt, in der sie hätten ihn erkennen können. Er tat also äußerlich vor ihren Augen das Gleiche, was auch innerlich in ihrem Herzen vor sich ging. Denn in ihrem Herzen liebten sie ihn und dennoch zweifelten sie. Ebenso war auch äußerlich der Herr bei ihnen; doch er zeigte ihnen nicht wer er war. Weil sie von ihm redeten, kam er zu ihnen; weil sie aber noch zweifelten, zeigte er ihnen seine wahre Gestalt nicht, an der sie ihn hätten erkennen können. Er sprach mit ihnen, tadelte ihren Unverstand, erklärte ihnen die Geheimnisse der Heiligen Schrift, die von ihm handelten; dennoch stellte er sich, als wollte er weitergehen, weil er eben ihren Herzen noch fremd war. Stellen, herstellen ist im Lateinischen das Gleiche wie bilden, und darum heißen die, die aus Stoff etwas herstellen, Bildner. Die ewige Wahrheit, die keine Verstellung kennt, hat also nichts zweideutiges getan, sondern er zeigte sich nur äußerlich so, wie er in ihren Herzen war. Auch mussten sie geprüft werden, ob sie ihn wenigstens als Fremdling lieben könnten, da sie ihn noch nicht als ihren Gott liebten. Da indessen die Liebe ihnen nicht fremd sein konnte, mit denen die ewige Wahrheit ging, so luden sie ihn wie einen Fremden gastfreundlich ein. Warum sage ich aber: Sie luden ihn ein, während es doch heißt: Sie nötigten ihn. Wir sollen nämlich aus diesem Beispiel lernen, daß wir die Fremden nicht nur einladen, sondern auch nötigen sollen. Sie machten also den Tisch zurecht, reichten ihm Brot und Speisen und erkannten am Brotbrechen Gott, den sie nicht erkannt hatten, als er ihnen die Heiligen Schriften auslegte. Als sie Gottes Gebote hörten, wurden sie nicht erleuchtet, wohl aber als sie dieselben befolgten. Denn es steht geschrieben: Nicht wer das Gesetz hört, ist gerecht vor Gott, sondern wer das Gesetz befolgt, wird gerechtfertigt werden. Wer also das Gehörte richtig verstehen will, der beeile sich, das, was er bereits hörte, im Werke zu erfüllen. Seht, auch der Herr wurde nicht erkannt, als er mit ihnen redete, aber er ließ sich erkennen, als sie ihm zu essen gaben.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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