Mittwoch, 22. Februar 2017

Oktavtag des Hochfestes des hl. Joseph - hl. Augustinus aus dem Brevier

Lesung 7-9
Luk. 3, 21-23
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Heute ist gleichsam ein zweiter Geburtstag des Erlösers. Denn die gleichen Zeichen und wunderbaren Ereignisse sahen wir, als er geboren wurde; noch größer aber ist jetzt das Geheimnis, da er getauft wurde. Gott rief nämlich: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Die zweite Geburt ist sicher herrlicher als die erste. Damals wurde in der Stille ohne Zeugen Christus geboren, heute wurde er unter Bezeugung seiner Gottheit getauft. Damals musste Joseph, der als Vater galt, zugeben, daß er unbeteiligt war; hier ließ sich der Vater vernehmen, an den man nicht dachte. Dort wurde die Mutter schwer verdächtigt, weil der Vater sich nicht als solcher bekannte, hier wurde die Mutter geehrt, weil Gott ihn als seinen Sohn bezeugte. Ehrenvoller, sage ich, war die zweite Geburt gegenüber der ersten. Denn hier wurde der Gott der Majetät als Vater angegeben, dort der Handwerker Joseph. Wohl war beides ein Werk des Heiligen Geistes, daß er geboren und daß er getauft wurde; doch der vom Himmel herabrief, ist größerer Ehren wert als der, der sich auf Erden abmühte. Der Zimmermann Joseph galt also auf Erden als Vater unseres Herrn und Erlösers, doch wurde damit Gott nicht ausgeschlossen, der doch in Wirklichkeit der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist; er ist ja auch ein Werkmeister. Er ist der Werkmeister, der den Bau dieser Welt mit staunenswerter, ja mit unaussprechlicher Macht aufgeführt hat. Wie ein kluger Baumeister hat er das Firmament hoch oben aufgerichtet, hat die Erde fest gegründet und dem Meere seine genauen Grenzen gegeben. Er ist der Werkmeister, der nach einer bestimmten Richtschnur den Giebel des Hochmuts niederreißt, die Tiefen der Demut dagegen in die Höhe führt. Er ist der Werkmeister, der von dem, was wir tun, das Unnütze abbaut, das Wertvolle dagegen behütet. Er ist der Werkmeister, dessen Beil, wie Johannes der Täufer uns drohend verkündet, schon an die Wurzel gelegt ist; jeder Baum, der das rechte Maß überschreietet, soll mit der Wurzel ausgehauen und ins Feuer geworfen werden; der aber das rechte Maß hat, wird für die Werkstatt Gottes bestimmt.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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