Montag, 6. Februar 2017

Hl. Jungfrau Angela Merici - Vita aus dem Brevier

31.Mai
Lesung 4 -6
Angela Merici wurde in dem Städtchen Desenzano am Gardasee in der Diözese Verona, im Gebiet von Venedig von frommen Eltern geboren. Von früher Jugend an hütete sie mit großer Sorgfalt die Lilie der Jungfräulichkeit; sie hatte sich vorgenommen, sie allzeit zu bewahren. Jeder weibliche Schmuck war ihr abhold; absichtlich entstellte sie ihr schönes Antlitz und ihr herrliches Haar, um nur dem himmlischen Seelenbräutigam zu gefallen. In der Blüte der Jugend verlor sie ihre Eltern; nun versuchte sie vor Verlangen nach einer strengeren Lebensweise in die Einsamkeit zu flüchten, aber von ihrem Onkel wurde sie daran gehindert. Sie aber lernte es, zu Hause das zu üben, was ihr in der Einsamkeit nicht vergönnt war. Sie trug ein Bußkleid und geißelte sich häufig; Fleisch nahm sie nur, wenn sie krank war, Wein nur an den Festen der Geburt und der Auferstehung des Herrn; oft nahm sie mehrere Tage lang überhaupt nichts. Sie übte fleißig das Gebet und gönnte sich nur einen kurzen Schlaf auf dem bloßen Boden. Als einst der Teufel in der lichten Gestalt eines Engels sie zu täuschen versuchte, erkannte sie ihn sogleich und schlug ihn in die Flucht. Schließlich verzichtete sie auf ihr väterliches Erbe, nahm das Gewand des Dritten Ordens vom heiligen Franziskus und übte neben der Jungfräulichkeit auch die evangelische Armut. Dem Nächsten versagte sie keinen Liebesdienst; was von den Lebensmitteln, die sie sich erbettelte, übrig blieb, schenkte sie den Armen. Freudig diente sie den Kranken; vielerorts tröstete sie die Betrübten, erlangte den Verurteilten Begnadigung, versöhnte die Entzweiten, zog die Sünder aus dem Schmutz der Laster. Der Ruf der Heiligkkeit ging ihr überall voraus. Häufig stärkte sie sich mit dem Brot der Engel; dies war ihre einzige Sehnsucht; dabei ward sie von solcher Liebesglut zu Gott entflammt, daß sie oftmals ihrer Sinne entrückt wurde. Die heiligen Stätten Palästinas besuchte sie mit großer Andacht. Auf dieser Reise verlor sie bei der Landung an der Küste von Kydon das Augenlicht, erhielt es aber bei der Rückkehr am gleichen Ort wieder. Mit Gottes Hilfe entging sie der Gefangennahme durch die Barbaren und einem drohenden Schiffbruch. Schließlich ging sie nach Rom, um den festen Felsen der Kirche zu verehren und um den großen Jubiläumsablaß zu gewinnen. Es war unter dem Pontifikat Klemens VIII. Der Papst kam mit ihr ins Gespräch, erkannte ihre Heiligkeit und rühmte sie sehr. Er ließ sie auch nicht eher von Rom fort, als bis er erkannte, daß sie von Gott für etwas anderes berufen sei. Nach Brescia zurückgekehrt, mietete sie sich ein Haus neben der Kirche der heiligen Afra und gründete dort nach einer bestimmten Lebensweise auf Grund einer heiligen Regel eine neue Genossenschaft von Jungfrauen, wie es ihr durch eine himmlische Stimme und eine Erscheinung aufgetragen worden war. Sie stellte sie unter den Schutz der heiligen Ursula, der unbesiegbaren Führerin einer Jungfrauenschar, und nannte sie nach deren Namen. Kurz vor ihrem Tode sagte sie den dauernden Bestand dieser Genossenschaft voraus. Fast 70 Jahre alt, ging sie, reich an Verdiensten, am 27. Januar 1540 in den Himmel ein. Ihr Leichnam lag 30 Tage lang unbestattet, blieb aber biegsam, genau so wie ein lebendiger Körper. Schließlich wurde sie in der Kirche der heiligen Afra neben den anderen Heiligenreliquien, an denen diese Kirche reich ist, bestattet. An ihrem Grabe geschahen bald sehr viele Wunder. Die Kunde hiervon verbreitete sich immer mehr; bald hieß sie nicht nur in Brescia und Desenzano, sondern auch in anderen Städten allgemein die Selige, und ihr Bild wurde auf den Altären aufgestellt. Ja, selbst der heilige Karl Borromäus erklärte wenige Jahre später zu Brescia öffentlich, sie verdiene es, vom Apostolischen Stuhl in die Zahl der heiligen Jungfrauen aufgenommen zu werden. Die Verehrung, die ihr vom Volke schon längst erwiesen wurde, die von den Bischöfen gebilligt und selbst von mehreren Päpsten huldvoll in Schutz genommen worden war, hat Papst Klemens XIII. in einem feierlichen Dekret genehmigt und bestätigt. Papst Pius VII. hat sie dann, als sie durch neue Wunder verherrlicht wurde, nach ordentlicher Prüfung dieser Wunder am 24. Mai 1807 in der Peterskirche feierlich heilig gesprochen und in die Zahl der heiligen Jungfrauen aufgenommen.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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