Samstag, 21. Januar 2017

Hl. Witwe Fransika vom Rom - Vita aus dem Brevier

9. März
Franziska war eine adelige Frau aus Rom. Von Kindheit an gab sie glänzende Proben ihrer Tugenden. Sie hatte keine Freude an kindlichen Spielen oder an den Lockungen der Welt; am liebsten war es ihr, wenn sie allein sein und beten konnte. Mit elf Jahren faßte sie den Entschluß, ihre Jungfräulichkeit Gott zu weihen und ins Kloster zu gehen. Dem Willen ihrer Eltern demütig gehorchend, heiratete sie aber später Laurentius dei Pontiani, einen reichen, vornehmen jungen Mann. Auch in der Ehe behielt sie, soweit es möglich war, ihre strenge Lebensweise stets bei. Sie ging nicht ins Theater, zu Gastmählern oder anderen derartigen Vergnügen, trug stets ein wollenes, einfaches Kleid und widmete alle Zeit, die ihr neben der Sorge für ihre Familie noch übrig blieb, dem Gebete oder dem Dienste des Nächsten. Ihre Hauptsorge war, die römischen Frauen von weltlicher Prachtliebe und eitler Putzsucht abzubringen. Sie gründete noch zu Lebzeiten ihres Mannes in Rom das Haus der Oblaten nach der Regel des heiligen Benedikt im Anschluß an die Kongregation von Monte Oliveto. Die Verbannung ihres Gatten, den Verlust ihres Vermögens und den Ruin ihres ganzen Hauses ertrug sie nicht nur mit größtem Starkmut, sondern sie dankte sogar Gott dafür, so wie der selige Job, und wiederholte häufig die Worte: der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen; gepriesen sei der Name des Herrn. Nach dem Tode ihres Mannes eilte sie sogleich zu dem bereits erwähnten Haus der Oblaten und flehte barfuß, mit einem Strick um den Hals, unter vielen Tränen um Aufnahme in diese Genossenschaft. Ihre Bitte wurde ihr gewährt. Nun wollte sie, obschon sie die Mutter von allen war, nur eine Magd, ein armes Weib und ein Gefäß der Sünde genannt werden. Diese geringe Meinung von sich selbst bestätigte sie durch Wort und Tat. Oft trug sie, wenn sie von ihrem vor der Stadt gelegenen Weinberg heimkehrte, ein Bündel Holz auf dem Kopfe oder trieb einen mit Holz beladenen Esel durch die Stadt; sie suchte den Armen zu helfen und teilte reichlich Almosen an sie aus; sie besuchte die Kranken in den Spitälern und gab ihnen nicht bloß Nahrung für den Leib, sondern auch heilsame Lehren. Ihren Leib suchte sie durch Nachtwachen und Fasten, durch ein Bußkleid und einen eisernen Gürtel und durch häufige Geißelungen im Zaum zu halten. Nur einmal am Tag nahm sie Speise zu sich, und zwar nur Kräuter und Gemüse, und sie trank nur Wasser. Diese körperlichen Abtötungen milderte sie manchmal ein wenig auf Befehl ihres Beichtvaters, nach dessen leisestem Wink sie sich sofort richtete. Die Geheimnisse Gottes, namentlich das Leiden unseres Herrn Jesus Christus, betrachtete sie mit solcher inneren Glut und unter einem solchen Tränenstrom, daß sie von Mitleid fast gänzlich aufgezehrt wurde. Oft wurde sie beim Gebet, besonders nach dem Empfang des allerheiligsten Altarsakramentes, im Geiste zu Gott erhoben und blieb, von himmlischer Verzückung hingerissen, ganz unbeweglich. Daher versuchte auch der Feind des Menschengeschlechtes, sie durch mannigfache Verfolgungen und sogar durch Schläge von ihren Vorsätzen abzubringen; doch furchtlos wies sie ihn jedesmal ab und errang, vor allem durch den Beistand ihres Engels, mit dem sie ganz vertraut verkehrte, einen glänzenden Sieg über ihn. Sie besaß die Gabe der Krankenheilung und der Weissagung; sie sagte öfters die Zukunft voraus und schaute die Geheimnisse der Herzen. Oftmals blieb sie, während sie betete, vom Hochwasser oder vom Regen unberührt. Kleine Stückchen Brot, die kaum für drei Schwestern gereicht hätten, vermehrte der Herr auf ihr Gebet hin so wunderbar, daß fünfzehn davon satt wurden und noch ein ganzer Korb voll übrig blieb. Als ihre Schwestern einst im Januar außerhalb der Stadt Holz sammelten und dabei Durst bekamen, pflückte sie von einem Weinstock, der sich an einem Baum empor rankte, wunderbarerweise ganz frische Trauben und erfrischte damit ihre Schwestern. Schließlich ging sie in ihrem 56. Lebensjahr, berühmt durch ihre Verdienste und Wunder, zum Herrn ein. Papst Paul V. nahm sie in die Zahl der Heiligen auf.

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen