21. Januar
4. - 6. Lesung
Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über die Jungfrauen: 
Heute  ist der Geburtstag einer Jungfrau; folgen wir ihr in ihrer Reinheit!  Der Geburtstag einer Märtyrerin ist; wollen auch wir ein Opfer bringen!  Heute ist der Geburtstag der heiligen Agnes; da sollen die Männer  staunen, die Kleinen sollen nicht verzagen; staunen sollen die  Ehefrauen, nachahmen sollen sie die Ehelosen. Wie können wir ihr ein  würdiges Lob spenden, da schon ihr Name ein Lob bedeutet? Wir sehen bei  ihr eine Opfergesinnung, weit über ihr Alter erhaben, eine Tugend, die  die Menschennatur übersteigt. Mir will scheinen, sie habe nicht den  Namen eines Menschen getragen, sondern einen Hinweis auf das Martyrium,  auf das, was sie werden sollte. Die Bezeichnung Jungfrau deutet hin auf  ihre Unschuld. Wenn ich sie aber Martyrerin nenne, dann sage ich damit  alles. Umfassend groß ist dieses Lob; sie braucht es nicht zu suchen,  sondern sie hat es jederzeit. Keiner verdient mehr sein Lob als der, der  von allen gelobt werden kann. So viele Menschen gibt es, so viele  Lobredner hat sie; die preisen sie als Martyrerin, so oft sie von ihr  reden. In ihrem 13. Lebensjahr hat sie, so wird berichtet, das Martyrium  erduldet. Wie verabscheuenswürdig ist diese Grausamkeit, die nicht  einmal das zarte Kindesalter schonte! Wie groß ist andererseits die  Kraft des Glaubens, für den schon das unmündige Alter Zeugnis gab! War  denn überhaupt Platz für Marterwunden an ihrem zarten Leibe? Doch sie,  die kaum Platz für Wunden hatte, hatte den Mut, alle Qualen zu  überwinden. Unter den blutigen Händen der Henker blieb sie  unerschrocken, und selbst bei dem fürchterlichen Gerassel der schweren  Eisenketten blieb sie unerschüttert. Sie wußte noch nichts vom Tode,  aber sie war bereit, dem Schwerte des wütenden Soldaten ihren Leib ganz  zu überlassen, oder falls sie wieder Willen zu den Götzenaltären  hingeschleppt würde, mitten unter den Flammen Christus ihre Arme  entgegenzustrecken und auf dem schändlichen Scheiterhaufen den Sieg und  den Thriumph des Heilandes nachzuahmen und Hals und Hände den eisernen  Ringen darzureichen. Doch kein Kettenring konnte für ihre zarten Glieder  passen. Ein solches Martyrium hatte man noch nicht erlebt! Noch zu jung  für Martern und doch schon reif für den Sieg! Unfähig zum Kampfe, und dennoch schon der Siegeskrone würdig! Ein herrliches Muster der  Tugend wurde sie, obwohl sie noch das Vorurteil der Jugend gegen sich  hatte. Keine Braut würde so zum Brautgemache eilen, wie diese Jungfrau voll  Freude über ihr Glück schnellen Schrittes zur Richtstätte eilte. Alle  weinten, sie allein vergoß keine Tränen; viele wunderten sich, daß sie  ihr Leben, das sie noch gar nicht genossen, nicht achtete und so leichten  Herzens hingab, als ob sie seiner schon überdrüssig wäre. Alle waren  voll Verwunderung, daß sie schon als Zeugin für Gott auftrat, sie, die sie  wegen ihres Alters noch nicht Herrin über sich selbst sein konnte. Wie  schrecklich gebärdete sich der Henker, um ihr Schrecken einzuflößen! Wie  schmeichelte er ihr wieder, um sie zum Abfall zu verleiten. Wie viele  wünschten, sie zur Hochzeit führen zu können! Doch sie erklärte: Es ist  ein Unrecht gegen den Bräutigam, wenn er auf seine Auserwählte warten  muß. Er, der zuerst mich erwählte, er soll mich besitzen! Henker, was  zögerst du? Mein Leib mag zugrundegehen! Der kann so nur jenen Augen  gefallen, denen ich nicht gefallen will. So stand sie da, betete, und  dann beugte sie ihren Nacken. Eher würdest du den Henker zittern sehen,  als wäre er das Schlachtopfer; eher würdest du seine Rechte beben, sein  Angesicht erbleichen sehen vor Angst um ihr Leben, als daß die Jungfrau  Angst zeigte. So habt ihr also bei einem Opfer ein doppeltes Martyrium,  eines für die Jungfräulichkeit und eines für den Glauben. Jungfrau blieb  sie und erlangte dazu das Martyrium. 
 
 
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen