Donnerstag, 19. Januar 2017

Hl. Jungfrau und Martyrin Agnes - Vita aus dem Brevier

21. Januar
4. - 6. Lesung

Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über die Jungfrauen: 
Heute ist der Geburtstag einer Jungfrau; folgen wir ihr in ihrer Reinheit! Der Geburtstag einer Märtyrerin ist; wollen auch wir ein Opfer bringen! Heute ist der Geburtstag der heiligen Agnes; da sollen die Männer staunen, die Kleinen sollen nicht verzagen; staunen sollen die Ehefrauen, nachahmen sollen sie die Ehelosen. Wie können wir ihr ein würdiges Lob spenden, da schon ihr Name ein Lob bedeutet? Wir sehen bei ihr eine Opfergesinnung, weit über ihr Alter erhaben, eine Tugend, die die Menschennatur übersteigt. Mir will scheinen, sie habe nicht den Namen eines Menschen getragen, sondern einen Hinweis auf das Martyrium, auf das, was sie werden sollte. Die Bezeichnung Jungfrau deutet hin auf ihre Unschuld. Wenn ich sie aber Martyrerin nenne, dann sage ich damit alles. Umfassend groß ist dieses Lob; sie braucht es nicht zu suchen, sondern sie hat es jederzeit. Keiner verdient mehr sein Lob als der, der von allen gelobt werden kann. So viele Menschen gibt es, so viele Lobredner hat sie; die preisen sie als Martyrerin, so oft sie von ihr reden. In ihrem 13. Lebensjahr hat sie, so wird berichtet, das Martyrium erduldet. Wie verabscheuenswürdig ist diese Grausamkeit, die nicht einmal das zarte Kindesalter schonte! Wie groß ist andererseits die Kraft des Glaubens, für den schon das unmündige Alter Zeugnis gab! War denn überhaupt Platz für Marterwunden an ihrem zarten Leibe? Doch sie, die kaum Platz für Wunden hatte, hatte den Mut, alle Qualen zu überwinden. Unter den blutigen Händen der Henker blieb sie unerschrocken, und selbst bei dem fürchterlichen Gerassel der schweren Eisenketten blieb sie unerschüttert. Sie wußte noch nichts vom Tode, aber sie war bereit, dem Schwerte des wütenden Soldaten ihren Leib ganz zu überlassen, oder falls sie wieder Willen zu den Götzenaltären hingeschleppt würde, mitten unter den Flammen Christus ihre Arme entgegenzustrecken und auf dem schändlichen Scheiterhaufen den Sieg und den Thriumph des Heilandes nachzuahmen und Hals und Hände den eisernen Ringen darzureichen. Doch kein Kettenring konnte für ihre zarten Glieder passen. Ein solches Martyrium hatte man noch nicht erlebt! Noch zu jung für Martern und doch schon reif für den Sieg! Unfähig zum Kampfe, und dennoch schon der Siegeskrone würdig! Ein herrliches Muster der Tugend wurde sie, obwohl sie noch das Vorurteil der Jugend gegen sich hatte. Keine Braut würde so zum Brautgemache eilen, wie diese Jungfrau voll Freude über ihr Glück schnellen Schrittes zur Richtstätte eilte. Alle weinten, sie allein vergoß keine Tränen; viele wunderten sich, daß sie ihr Leben, das sie noch gar nicht genossen, nicht achtete und so leichten Herzens hingab, als ob sie seiner schon überdrüssig wäre. Alle waren voll Verwunderung, daß sie schon als Zeugin für Gott auftrat, sie, die sie wegen ihres Alters noch nicht Herrin über sich selbst sein konnte. Wie schrecklich gebärdete sich der Henker, um ihr Schrecken einzuflößen! Wie schmeichelte er ihr wieder, um sie zum Abfall zu verleiten. Wie viele wünschten, sie zur Hochzeit führen zu können! Doch sie erklärte: Es ist ein Unrecht gegen den Bräutigam, wenn er auf seine Auserwählte warten muß. Er, der zuerst mich erwählte, er soll mich besitzen! Henker, was zögerst du? Mein Leib mag zugrundegehen! Der kann so nur jenen Augen gefallen, denen ich nicht gefallen will. So stand sie da, betete, und dann beugte sie ihren Nacken. Eher würdest du den Henker zittern sehen, als wäre er das Schlachtopfer; eher würdest du seine Rechte beben, sein Angesicht erbleichen sehen vor Angst um ihr Leben, als daß die Jungfrau Angst zeigte. So habt ihr also bei einem Opfer ein doppeltes Martyrium, eines für die Jungfräulichkeit und eines für den Glauben. Jungfrau blieb sie und erlangte dazu das Martyrium. 

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)


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