Donnerstag, 5. Januar 2017

2. Tag in der Oktav von der Erscheinung - hl. Papst Gregor (Brevier)

7. Januar
7.-9. Lesung
Matth Kap. 2, 1-12

Aus der Auslegung des hl. Papstes Gregor:

Als Herodes die Geburt unseres Königs erfuhr, da verlegte er sich auf eine ganz schlaue List. Um sein irdisches Reich nicht zu verlieren, verlangte er zu wissen, wo der Knabe zu finden sei. Er tat, als ob auch er ihn anbeten wollte, um ihn dann, wenn er ihn gefunden hat, aus dem Leben zu schaffen. Aber was ist menschliche Bosheit gegenüber dem Ratschluss Gottes? Es steht ja geschrieben: Es gibt keine Weisheit, keine Klugheit und keinen Rat wider den Herrn. Der Stern, der den Weisen erschienen war, führte sie; sie fanden den neugeborenen König und opferten ihm ihre Gaben. Im Schlafe wurden sie ermahnt, nicht zu Herodes zurückzukehren. So kam es, daß Herodes Jesus, den er suchte, nicht finden konnte. Wer anders wird in ihm geschildert, als die Heuchler, die, weil sie den Herrn nicht aufrichtig suchen, ihn auch nie finden können? Dabei darf man aber auch nicht vergessen, daß die Priscillianistiten, diese Irrlehrer, behaupten, jeder Mensch würde unter einem bestimmten Sternzeichen geboren; und zur Begründung ihres Irrtums führen sie an, daß ein neuer Stern aufgegangen ist, als der Herr im Fleische erschien und daß dieser Stern, der damals erschien, sein Schicksal bestimmt habe. Wenn wir aber die Worte des Evangeliums erwägen, die von diesem Stern berichten: Bis er über dem Orte, wo das Kind war, ankam und stillstand, daß also nicht das Kind nach dem Laufe des Sternes, sondern daß der Stern seinen Lauf nach dem Kinde richtete, wenn man sich so ausdrücken darf, dann war also nicht der Stern der Schicksalslenker des Kindes, sondern das Kind, das erschien, war der Schicksalslenker des Sternes. Doch ferne sei es von den Herzen der Gläubigen, zu meinen, es gebe irgendein Schicksal. Das Leben der Sterblichen lenkt allein der Schöpfer, der sie gebildet hat. Der Mensch ist auch nicht der Sterne wegen, sondern die Sterne sind um des Menschen willen geschaffen worden. Wenn man behauptet, die Sterne bestimmen das Schicksal des Menschen, dann sagt man ja damit, der Mensch sei ihrem Dienste unterworfen. Als Jakob aus dem Mutterschoße hervorging, hielt er die Fußsohle seines zuerst geborenen Bruders in der Hand, so daß dieser nicht vollkommen geboren werden konnte, wenn nicht auch er hervorgekommen wäre. Indes, obwohl die beide von ihrer Mutter zur selben Zeit und in demselben Augenblicke geboren wurden, so war doch ihr Lebensschicksal nicht gleich.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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