Mittwoch, 9. November 2016

Die Weihe der Kirche zum Erlöser (9.11.)

Die Zeremonien, die die römische Kirche bei der Weihe von Kirchen und Altären stets gebraucht, hat zuerst der heilige Papst Silvester festgesetzt. Wohl gab es schon von den Zeiten der Apostel an gottgeweihte Stätten; man nannte sie teil Bethäuser, teils Kirchen. Dort fanden immer am ersten Tage der Woche die Versammlungen statt, dort betete das christliche Volk, hörte das Wort Gottes und empfing die Eucharistie. Doch wurden diese Stätten noch nicht so feierlich eingeweiht; auch stand dort noch kein fester Altar mit einem bestimmten Titel, der mit Chrisam gesalbt war und unsern Herrn Jesus Christus versinnbildete; denn er ist unser Altar, unser Opferlamm und unser Priester. 
Erst nachdem Kaiser Konstantin durch das Sakrament der Taufe die Gesundheit und das Heil erlangt hatte, wurde es den Christen auf der ganzen Erde durch ein von ihm erlassenes Gesetz gestattet, Kirchen zu bauen. Konstantin ermunterte sie nicht nur durch seinen Erlaß, sondern auch durch sein Beispiel, solche heiligen Bauten auszuführen. So errichtete er in seinem Lateranpalast zu Ehren des Erlösers eine Kirche; daran anschließend baute er an der Stelle, wo er vom heiligen Silvester getauft und vom Aussatz des Unglaubens gereinigt worden war, eine Basilika zu ehren des heiligen Johannes des Täufers. Der genannte Papst weihte sie am 9. November. Das Andenken an diese Weihe wird heute festlich begangen, weil da zum erstenmal in Rom eine Kirche öffentlich eingeweiht wurde und weil da dem römischen Volke ein Bild des Heilandes sichtbar wurde, das dort an der Wand gemalt war. Wohl später bestimmte der heilige Silvester später bei der Einweihung des Altares des Apostelfürsten, daß künftig nur Altäre aus Stein errichtet werden dürften. Der Altar der Lateranbasilika war jedoch aus Holz. Das ist nicht zu verwundern. Denn von den Zeiten des heiligen Petrus an bis auf Silvester konnten die Päpste wegen der Verfolgungen sich nicht an einem bestimmten Ort aufhalten. Sie feierten darum das heilige Opfer da, wohin die Not sie eben trieb, in den Krypten, an den Begräbnisstätten oder in den Häusern der Gläubigen auf diesem hölzernen Altar. Dieser war ausgehöhlt, ähnlich wie ein Sargophag. Als der Kirche der Friede geschenkt ward, ließ der heilige Silvester diesen Altar in der ersten Laterankirche aufstellen; aus Ehrfurcht vor dem Apostelfürsten, der auf ihm das heilige Opfer gefeiert haben soll, und vor den übrigen Päpsten, die bis dahin ihn benutzt hatten, die heiligen Geheimnisse zu vollziehen, bestimmte er, daß in Zukunft nur der Bischof von Rom das heilige Meßopfer darauf darbringen dürfe. Die Laterankirche wurde des öfteren durch Brände, durch Plünderungen und auch durch Erdbeben heimgesucht und zerstört, wurde aber von den Päpsten mit viel Fleiß und großer Sorgfalt immer wieder hergestellt. Als sie dann ganz neu wieder hergerichtet worden war, weihte Papst Benedikt XIII. aus dem Dominikanerorden sie am 28. April 1726 sie feierlich ein. Zugleich verordnete er, daß das Andenken an diese Feier heute begangen werden soll. Leo XIII. führte dann aus, was schon Pius IX. hatte tun wollen. Im Jahre 1884 ließ er in der Hauptapsis, die infolge des Alters baufällig geworden war mit vieler Mühe verlängern und erweitern; ein altes Mosaikbild, das vorher schon an vielen Stellen ausgebessert worden war, ließ er nach dem ursprünglichen Muster wieder herstellen und in die neue Apsis übertragen; diese ließ er zudem in herrlicher, kunstvoller Weise ausschmücken. Auch im Querschiff ließ er das Gebälk und die Decke ausbessern und dieses schöner gestalten. Zudem baute er eine Sakristei, ein Haus für die Kanoniker und eine bis zur Taufkapelle Konstantins durchgehende Säulenhalle.  
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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