Wenn
Leute zu dir kommen und dir sagen: Laß das häufige Fasten, damit du
nicht zu schwach wirst, so glaube ihnen nicht und höre nicht auf sie;
denn durch sie spricht der böse Feind zu dir. Denk an das, was in der
Schrift steht! Als die Jünglinge, Daniel und noch andere junge Leute von
Nabuchodonoser, dem König von Babylon, gefangen abgeführt wurden und
den Befehl erhielten, vom königlichen Tische zu essen und von seinem
Wein zu trinken, da wollten Daniel und die drei Jünglinge am Tische des
Königs sich nicht verunreinigen, sondern sprachen zu dem Beamten, der
für sie zu sorgen hatte: Gib uns doch von den Früchten des Feldes zu
essen. Der Diener erwiderte ihnen: Ich habe Angst vor dem König; Dieser
hat für euch die Speisen und Getränke bestimmt; Wenn eure Gesichter dem
Könige vielleicht magerer vorkommen als die der anderen Knaben, die von
königlichen Tische essen, dann könnte er mich strafen. Sie sagten zu
ihm: Versuche es doch einmal mit deinen Knechten zehn Tage lang und gib
uns Gemüse zu essen! Und er gab ihnen Gemüse zu essen und Wasser zu
trinken; dann führte er sie dem König vor. Diesem kamen ihre Gesichter
blühender vor als die der übrigen Jünglinge, die von den Speisen des
königlichen Tische aßen. Siehst du also, wie das Fasten wirkt? Es heilt
die Krankheiten, unterdrückt die überschüßigen Säfte im Körper,
verscheucht die bösen Geister, vertreibt verkehrte Gedanken, gibt dem
Geiste größere Klarheit, macht das Herz rein, heiligt den Leib und führt
schließlich den Menschen vor den Thron Gottes. Glaube nicht, ich habe
dies ohne Überlegung gesagt: im Evangelium hast du dafür einen Beweis
aus dem Munde des Heilandes. Als die Jünger fragten, wie die unreinen
Geister ausgetrieben werden, antwortete der Herr: Diese Art wird nur
ausgetrieben durch Gebet und Fasten. Wer
also von einem unreinen Geist geplagt wird und, sobald er es merkt,
gleich dieses Heilmittel, das Fasten, anwendet, von dem wird der böse
Geist sogleich fliehen aus Furcht vor der Kraft des Fastens. Denn die
bösen Geister haben große Freude an der Unmäßigkeit, an Trunkenheit und
Bequemlichkeit. Eine große Kraft liegt im Fasten, Großes und Herrliches
kommt dadurch zustande. Wie könnten sonst auch die Menschen so
Erstaunliches leisten, wie könnten durch sie Wunderzeichen geschehen,
wie könnte Gott durch sie Kranken die Gesundheit schenken, wenn nicht im
Hinblick auf ihre geistlichen Übungen, ihre Demut und ihren
Tugendhaften Wandel? Das Fasten ist ja die Speise der Engel, und wer sie
genießt, kann jetzt schon zur Schau der Engel gezählt werden.
(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)
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