Montag, 26. Mai 2014

Enzyklika Ex quo, nono Papst Pius X. (die getrennten Brüder)

Quelle: Freude an der Wahrheit Nr. 70.
Ganzer Text online hier


Ehrwürdige Brüder,   Gruß und Apostolischen Segen !
 
Seitdem im 9. Jahrhundert die Völker des Orients begannen sich von der Einheit der Katholischen Kirche zu trennen, ist von heiligen Männern fast unbeschreiblich viel für die Zurückführung der getrennten Brüder zum Schoß derselben getan worden. Allen voran haben die Päpste, Unsere Vorgänger, um den Glauben und die kirchliche Einheit, wie es ihres Amtes ist, zu schützen nichts unterlassen, ......

... Während Wir diese Wünsche In der Seele hegten, hat Uns neulich eine Abhandlung in der neugegründeten Zeitschrift Roma e lÓriente (=Rom und der Orient), welche den Titel führt: Pes´ees Sur La question de I´union des Églises (= Gedanken über die Frage der Vereinigung der Kirchen), Anlass zu großer Betrübnis gegeben. Denn jene Schrift enthält so viele schwerwiegende Irrtümer nicht nur theologischer, sondern auch historischer Natur, dass man auf so wenig Seiten kaum mehr hätte aufhäufen können.
Es wird darin nämlich ebenso unbesonnen als unrichtig die Meinung zugelassen, dass die Glaubenslehre vom Ausgang des Heiligen Geistes vom Söhne sich nicht aus den Worten des Evangeliums ergebe, noch dass sie durch das Zeugnis der alten Väter erhärtet werde; ähnlich wird höchst unverständig in Zweifel gezogen, ob die kirchliche Glaubenslehre vom Fegefeuer und von der Unbefleckten Empfängnis der Allerseligsten Jungfrau Maria von den heiligen Männern früherer Jahrhunderte anerkannt worden sei; wo aber der Schriftsteller auf die Verfassung der Kirche zu sprechen kommt, da wiederholt er zunächst den schon von Unserem Vorgänger Innozenz. X. längst verworfenen Irrtum, der heilige Paulus werde wie ein Bruder den heiligen Petrus für durchaus gleich gehalten. Darauf wird nicht weniger falsch die Überzeugung ausgesprochen, die Katholische Kirche sei in den ersten Jahrhunderten, nicht unter die Oberleitung eines einzigen, das heißt eine Monarchie gewesen, oder der Primat der Römischen Kirche stütze sich auf keine beweiskräftigen Argumente. Ja auch die katholische Lehre vom Allerheiligsten Sakrament des Altars wird dort die durch die schroffe Behauptung angetastet; man könne die Meinung annehmen, dass bei den Griechen die Konsekrationsworte ihre Wirkung nur gewinnen, wenn zuvor jenes Gebet gesprochen worden ist, welches sie Epiklese nennen; während doch feststeht, dass die Kirche kein Recht hat, in Hinsicht auf das Wesen der Sakramente Neuerungen einzuführen. In gleich großem Widerspruch hierzu steht, dass das Sakrament der Firmung für gültig zu halten sei, auch wenn es von einem beliebigen Priester gespendet werde. 

Schon aus dieser Zusammenstellung der Irrtümer, mit denen jene Abhandlung erfüllt ist, erkennt Ihr leicht, Ehrwürdige Brüder, dass damit allen, die sie lasen ein überaus grosser Anstoss gegeben ist; und Wir selbst waren sehr erstaunt, dass man sich herausnahm, die katholische Glaubenslehre in offenen Worten so zu entstellen und in mehreren Punkten bei der Darstellung der Geschichte über die Ursachen der Orientalischen Kirchenspaltung in dreister Weise die Wahrheit gar sehr zu verdrehen. Zunächst werden fälschlicherweise die heiligen Päpste Nikolaus I. und Leo IX. beschuldigt: der erstere durch seinen Stolz und seinen Ehrgeiz, der letztere durch seine zu scharfen Rügen, zum großen Teil für die Spaltung verantwortlich zu sein - gleich als wäre der apostolische Ernst des ersteren zum Schutz der kirchlichen Rechte aus dem Stolz herzuleiten und, als sollte der Eifer des anderen für die Abwehr der gottlosen Grausamkeit genannt werden. Die geschichtliche Wahrheit wird auch mit Füßen getreten, wenn man jene heiligen Unternehmen, die Kreuzzüge genannt werden, wie Raubzüge behandelt, oder wenn man was noch schlimmer ist, die Römischen Päpste beschuldigt, als wäre der Eifer, mit welchem sie versucht haben, die Völker des Orientes zur Vereinigung mit der Römischen Kirche zu rufen, der Herrschsucht zuzuschreiben, nicht aber der apostolischen Hirtensorge für die Herde Christi.
Großes Erstaunen erregte die gleiche Schrift noch durch die Behauptung, dass die Griechen (beim Konzil) zu Florenz von den Lateinern gezwungen worden seien, die Vereinigung zu unterschreiben; oder dass sie durch falsche Beweisgründe veranlasst worden seien, den Glaubenssatz vom Ausgang des Heiligen Geistes auch vom Sohne anzunehmen. Ja, sie treibt es so weit, dass sie alle geschichtliche Wahrheit missachtet und in Zweifel zieht, ob die Allgemeinen Konzilien, welche nach der Trennung der Griechen gehalten worden sind das heißt die Konzilien vom achten bis zum Vatikanischen (1870j wirklich als ökumenische gelten dürften. Und auf diese Grundlage wird eine Art einseitigen Einigungsvorschlages gemacht, dass künftighin in beiden Kirchen das allein als verbindlich zu gelten hätte, was gemeinsames Erbe aus der Zeit vor der Trennung ist, alles übrige solle als überflüssige oder gar unechte Zutat ganz mit Schweigen übergangen werden. 
....
... Ihr sollt nicht nur Wissen, dass die erwähnten Vorschläge und Meinungen als falsch, verwegen und mit dem katholischen Glauben als unvereinbar von Uns verworfen werden, ...

Gegeben zu Rom beim heiligen Petrus
am 26. Dezember 1910,

im achten Jahr Unseres Pontifikates.
Pius X. PP.

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