Freitag, 3. Januar 2014

Fest der Erscheinung des Herrn - hl. Papst Gregor (Brevier)

 6. Jan.

Matth. 2, 1.-12.

Geliebteste Brüder! Bei der Lesung des Evangeliums habt ihr vernommen, wie bei der Geburt des himmlischen Königs der irdische König ganz außer sich geriet. Die irdische Hoheit wird eben immer in Bestürzung geraten, sobald die himmlische Hoheit sich zeigt. Wir müssen aber auch untersuchen, warum bei der Geburt des Erlösers den Hirten in Judäa ein Engel erschienen ist; die Weisen vom Morgenlande jedoch hat kein Engel, sondern nur ein Stern zur Anbetung des Heilandes geführt. Die Juden waren nämlich gleichsam mit Vernunftgebrauch begabte Wesen und darum musste ihnen auch ein vernunftbegabtes Wesen, ein Engel, die Botschaft bringen; die Heiden hingegen werden, weil sie ihre Vernunft noch nicht zu gebrauchen wussten, nicht durch eine Stimme, sondern durch ein Zeichen zur Erkenntnis des Herrn geführt. Daher sagt auch Paulus: Die Weissagungen sind für die Gläubigen, nicht für die Ungläubigen gegeben worden, Wunderzeichen aber für die Ungläubigen, nicht für die Gläubigen. Daher wurde jenen, weil sie schon Glauben besaßen, die Botschaft verkündet und nicht den Ungläubigen, diesen aber das Wunderzeichen gesandt, weil sie ungläubig waren, und nicht den Gläubigen. Auch ist zu beachten, daß die Apostel unsern Erlöser, als er schon das volle Mannesalter erreicht hatte, eben diesen Heiden verkündeten. In seiner Kindheit jedoch, als er wegen seiner Unmündigkeit noch nicht sprechen konnte, hat ihnen ein Stern denselben Heiland offenbart. Denn die vernünftige Ordnung erforderte es, daß auch beredte Prediger den Herrn, da er selbst schon redete, und verkündigten, daß jedoch stumme Elemente ihn offenbarten, solange er selbst noch zum sprechen unfähig war. Bei allen Zeichen aber, welche sich bei der Geburt und ebenso auch beim Tode des Herrn ereigneten, ist zu beachten, welch große Herzenshärte den Juden innewohnte, da sie ihn weder auf die Weissagungen noch auf die Wunderzeichen hin anerkennten wollten. Alle Elemente haben Zeugnis abgelegt von der Ankunft ihres Schöpfers. Wenn ich von ihnen nach menschlicher Weise reden darf, so hat der Himmel ihn als seinen Gott anerkannt; denn sogleich sandte er einen Stern. Das Meer erkannte ihn an, indem es unter seinen Füssen gangbar ward. Die Erde erkannte ihn an, indem sie bei seinem Tode erbebte: die Sonne erkannte ihn an, indem sie die Strahlen ihres Lichtes verhüllte; die Felsen und Mauern erkannten ihn an, da sie im Augenblickes seines Todes sich spalteten; die Totenwelt erkannte ihn an, da sie die Toten, die sie gefangenhielt, herrausgab. Obwohl ihn also alle vernunftlosen Elemente als ihren Herr verehrten, trotzdem erkennen ihn die ungläubigen Juden in ihrem Herzen bis heute nicht als ihren Gott an; härter als Steine sind sie und wollen sich zur Buse nicht erweichen lassen.

 

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937)

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