Sonntag, 1. Dezember 2013

Einleitung (Brevier)

(aus dem Deutschen Brevier übersetzt von Dr. Johann Schenk 1937 - Seite 5*,6*)
Das Stundengebet ist das Gebet der ganzen Kirche. In ihrem Auftrag wird es von bestimmten Personen, von Priestern, Klerikern und Ordensleuten verrichtet, um Gott dem Herrn im Namen der ganzen gläubigen Gemeinde Tag und Nacht Anbetung, Lob und Dank darzubringen und ihm die Bitten der Gemeinde vorzutragen. Es heißt darum Officium divinum, Pflichtgebet.
Die Bezeichnung Breviergebet erklärt sich aus der geschichtlichen Entwicklung. Im 13. Jahrhundert ging man dazu über, statt der bis dahin üblichen, verschiedenen, umfangreichen Chorbücher ein einziges Handbuch zu schaffen, in dem alle notwendigen Stücke enthalten waren. Dies konnte nur durch erhebliche Kürzungen, namentlich der LEktionen geschehen. So entstand ein neues, handliches Stundenbuch, Breviarium genannt (Brevis -kurz). In diesem Stundenbuche wurden im Lafe der Jahrhunderte immer wieder Verbesserungen vorgenommen. Die bedeutendsten sind die Reformen Pius V. im Jahre 1568 und Pius X. im Jahre 1911. Jede Diözese und jeder Orden hat dazu einen Anhang, der die Eigenfeste der Diözese oder des Ordens enthält.
Ursprünglich werden das Stundengebet, wenigstens zum großen Teil, von der ganzen Gemeinde verrichtet. Und es sollte auch stets ein Gebet der ganzen Gemeinde sein. Die ganze heilige Kirche soll in Christus und mit christus dem ewigen Vater ihre Huldigungen darbringen. Dem trägt auch der Inhalt des Stundengebetes Rechnung. Er ist frei von jedem Subjektivismus, bringt die Gefühle und Anliegen der ganzen Kirche zum Ausdruck. Zum weitaus größten Teil ist er aus der Schrift selbst geschöpft.
I. So in erster Linie die Psalmen. Das sind 150 Lieder aus dem alten Testament, die in der Mehrzahl den königlichen Sänger David zum Verfasser haben. In ihnen kommen alle Akte wahrer Gottesverehrung, Anbetung, Huldigung, Lob, Dank, Sühne, Bitte in vorzüglicher Weise zum ausdruck. Sie sind Sinnvoll auf alle Tageszeiten der Woche verteilt, für die Festtage sind stets die schönsten und passendsten ausgewählt. Sie schließen regelmäßig mit dem Spruch: Ehre sei dem Vater und dem sohne und dem Heiligen Geiste. Wie es war im anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen. Dieser Brauch war schon im 4. Jahrhundert in der Kirche üblich.




Den Psalmen verwandt sind dem Inhalt und der Form nach die Cantica, Lobgesänge. Auch sie sind den Schriften des Alten Testaments entnommen. Dazu kommen drei große Lobgesänge aus dem neuen Testament, das Benediktus, Magnifikat und der Lobgesang des greisen Simeon, die vor allem die Freude über das Erscheinen des messianischen Heiles und den Dank für die Erlösungsgnade zum ausdruck bringen. Auch sie schließen regelmäßig mit: Ehre sei dem Vater usw.
Neben Psalmen und Lobgesängen bilden den Hauptteil des Stundengebetes die Lesungen. Ursprünglich kannte man nur Schriftlesungen. Allmählich fügte die Kirche aber LEsungen aus den Schriften der großen heiligen Kirchenväter hinzu. Auch heute noch sind die LEsungen der i., beziehungsweise der einzigen Nachtstunde, der hl. Schrift selbst entnommen. Hier kommen im Laufe eines Kirchenjahres von sämtlichen Büchern der Schrift die wichtigsten Abschnitte an die Reihe. Die Lesungen der 2. Nachtstunde sind Abschnitte aus Väterschriften, Predigten genannt. Nur an Heiligenfesten tritt an derer Stelle ein kurzen Abrissw der Lebensgeschichte der Tagesheiligen. Die Lesung der 3. Nachtstunde enthalten regelmäßig die auslegung des Tagesevangelium von einem heiligen Kirchenvater. Der Anfang dieses Evangeliums wird der Auslegung vorausgeschickt. Den Lesungen jeder Nachtstunde geht ein kurzes Gebet (S. 20* 21*) voraus und jeder einzelnen Lesung der Segen, den im Chor der Lektor des Chores sich erbittet.
In den übrigen Tageszeiten werden stets nur ganz kurze abschnitte aus der Heiligen Schrift gelesen, Kapitel genannt. Sie sollen die Betrachtungspunkte für die einzelönen Tageszeiten geben, den Hauptpunkt des Tagesgeheimnisses kurz angeben. Sie schließen regelmäßig mit: Dank sei Gott.
Auch die folgenden drei Gebetsformen sind meistens der Schrift entlehnt:
Die Antiphonen (abekürzt Ant.), Rahmenverse, die den Psalmen vorrausgeschickt werden. Sie sind vielfach den Psalmen selbst entnommen  und geben den Leitgedanken an, der uns beim Beten des Psalmes beherrschen soll.
Die Responsorien (R.), Wechselgesänge, die auf die Lesung und Kapitel folgen. sie sind durch Wiederholung bestiommter Teile gekennzeichnet; sie sollen das gehörte Gotteswort nachklingen und in uns lebendig werden lassen.
Die Versikel (V.), kurze Verse, Doppelsprüche, den Psalmen entnommen oder Psalmversen nachgebildet; sie stellen eine Art Weckruf dar; nach längerem Psalmgebet sollen sie die Aufmerksamkeit neu wecken.  Sie geben oft in kürzester Form den Sinn der Tageszeit oder der Festzeit wieder.
Von der Kirche selbst sind außer den bereits erwähnten Väterlesungen eigentlich nur die Hymnen und die Kirchengebete verfasst.
Die Hymnen sind geistliche Gesänge, in poetischer Form gehalten und in Strophen gegliedert. Sie sollen die andacht und Festtagstimmungen erhöhen. Die Verfasser der Hymnen des Breviers sind vielfach große und berühmte heilige Männer, wie Ambrosius, Gregorius usw. Ähnlich wie die Psalmen schließen sie jedesmal mit eiem Lobpreis oder einer Anrufung der heiligsten Dreifaltigkeit. An Festtagen dagegen tritt vielfach an die Stelle der gewöhnlichen Schlußstrophe eine eigene, die das Festgeheimnis zum Ausdruck bringt. Die Schlußstrophen, die auf diese Weise verdrängt werden, sind im Brevier durch ein Sternchen *  gekennzeichnet.
Das Kirchengebet bildet in meisterhafter Weise den zusammenfassenden Abschluss einer jeden Tageszeit. Darin fasst die Kirche alle ihre Aniegen zusammen und trägt sie dem ewigen Vater vor. Es ist das Gebet der Gemeinde; darum richtet der Vorbeter zu Beginn die Aufforderung an sie: Lasset uns beten. Die Kirchengebete des Offizium sind stets die gleichen wie die der Messe.
So hat also die Kirche in trefflicher Weise ihre täglichen Gebete zusammengestellt. Jeder Tag des Jahres hat seine eigene Weihe; selbst jede Stunde des Tages ist geheiligt. Die Kirche hat nämlich ihre Gebete gleichmäßig über den ganzen Tag und über die Stunden der Nacht verteilt. Achtmal des Tages steigt ihr Gebet zu Gott empor.

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