Mittwoch, 30. Oktober 2013

Von dem Sakramente der Taufe - Petrus Canisius

Kurzer Inbegriff der christlichen Lehre oder Katechismus des ehrwürdigen Lehrers Petrus Canisius der Gesellschaft Jesu Theologen - Aus dem lateinischen Originalwerke in das Deutsche übersetzt - Dritte sehr verbesserte und um sieben Druck Bogen vermehrte Auflage  (1826)

Viertes Hauptstück.

 

Von dem Sakramente der Taufe

I. Was ist die Taufe, und ist sie Allen nothwendig?

 Sie ist das erste und allernothwedigste Sakrament des neuen Gesetzes, welches in äußern Abwaschung des Leibes besteht, und im rechten Aussprechen der Worte, nach Einsetzung Christi.
Ich sage aber, (dieses) Sakrament ist nicht nur den (a) Erwachsenen, sondern auch den (b) Kindern nothwendig und für sie zugleich wirksam, das ewige Heil zu erlangen. Alle werden geboren als (c) Kinder des Zorns, also haben auch die Unmündigen die Reinigung von der Sünde nöthig, und können (d) ohne dieses Sakrament nicht gereiniget und zu Kindern Gottes  wiedergeboren werden. Denn auch allgemein hat der Gesetzgeber gesprochen: (e) Wenn einer nicht wiedergeboren wird aus den Wasser und dem heil. Geiste, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. An einem andern Orte aber: (f) Es ist nicht der Wille des Vaters der im Himmel ist, daß einer von diesen Kleinen zu Grunde gehe. (g) Zu Grunde gehen würden aber auch die Kleinen, wenn sie nicht getauft würden, wie einst in der Synagoge die Knaben der Hebräer, welche nicht (h) beschnit ten worden sind.
 Da es denn eine (i) einzige Taufe der Christgläubigen giebt, so ist es wirklich eine (k) Gotteslästerung, dieselbe, nachdem man sie einmal empfangen hat, zu wiederholen, was auch immer die Wiedertäufer, die schon längst (l), verdammt worden sind, vorwenden mögen. Man muß mit der Versammlung von Konstantinopel sagen: ich bekenne (m) Eine Taufe zur Vergebung der Sünden: und mit dem heil. Augustin; (n) Einen ketzerischen Menschen wieder taufen, ist immerhin Sünde. einen Katholiken aber wieder taufen, ist das gräulichste Laster: darum es auch durch die Gesetze der Kaiser (o) verbothen ist.

 II. Was ist vorzüglich bey diesem Sakramente zu merken?

 Das Element, welches abwäscht, und seine Bedeutung, das Wort, der Diener und die Wirkung der Taufe. Das Element ist einfaches (a) Wasser, die dazu nothwendige Materie, welches seiner Natur nach die Unreinigkeit des Leibes abzuwaschen pflegt. Schön entspricht ihm die Bedeutung, daß durch die Taufe (b) die Seele von Sünden gereiniget und der Mensch, wie wir sagen werden gerecht gemacht werde.
 Das Wort, darin (c) die Form des Sakramentes besteht. lautet nach dem Befehle Christi so: (d) Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
 Und obschon es das Amt der Priester ist die Taufe zu verwalten, so können doch, wenn die Noth sehr dringet, auch (e) andere taufen, davon nicht einmal die Gottlosen und Ketzer ausgenommen sind, wenn man nur nicht von der Form der Kirche und ihren ausdrücklichen Worten abweicht.

III. Welche Frucht und Wirkung gewährt die Taufe?


 Ganz gewiß diejenige, die Christus uns lehrt, (a) die wir von seinen Zeugen, den Aposteln Petrus und Paulus lernen, nämlich, daß durch die Taufe die Sünde erlassen und der heilige Geist verliehen werde, dadurch sowohl der alte Mensch vernichtet, als auch die neue Kreatur in Christus geschaffen wird. Die Taufe wenn sie recht und wohl empfangen worden ist, gewährt nicht nur diesen Nutzen, daß dem Sünder alle Sünden gänzlich verziehen und hinweggenommen werden, sondern auch daß der Getaufte vollkommen erneuert und in Wahrheit unschuldig, gerecht, heilig und der himmlischen Herrlichkeit in Christus würdig gemacht werde. Daher spricht Paulus mit Recht zu allen Getauften: (b) Ihr seyd abgewaschen, ihr seyd geheiliget, ihr seyd gerechtfertiget in dem Namen unsers Herrn Jesus Christus, und im Geiste unsers Gottes. Und an einem anderen Orte bezeugt der Nämliche, (c) daß die Taufe ein Bad der Wiedergeburt sey und der Erneuerung des heil. Geistes; auch (d) ein Bad des Wassers im Worte des Lebens. Und wie herum schreibt er: (e) Alle die ihr in Christus getauft seyd, habet Christum angezogen.

 Schön und kurz faßt der heil. Bernhardus die vornehmsten Wirkungen dieses Sakramentes zusammen, da er spricht: (f) Wir werden in der Taufe abgewaschen; denn es wird die Handschrift unserer Verdammniß ausgelöscht, und uns diese Gnade mitgetheilt, daß uns jetzt die Begierlichkeit nicht schade, wenn wir anders nicht in dieselbige willigen.
 Diese (g) Begierlichkeit, welche in den Wiedergeborenen bleibt, ist nicht an und für sich selbst Sünde, sondern sie ist, wie die Theologen sie nennen, der Zunder der Sünde, der zum Kampfe zurückgelassen worden, damit die Getauften, dadurch veranlaßt, nach der Gnade Gottes desto sorgfältiger verlangen, in den Tugenden desto fleißiger sich üben, und indem sie tapferer kämpfen, eine um so größere Herrlichkeit sich bereiten. Darum ist wie Paulus lehrt, (h) nichts Verdammliches an den jenigen, welche in Christus Jesus sind, welche nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln, und welche (i) nach der Lehre und dem Bepspiele Pauli den alten Menschen ausziehen, und von Tag zu Tag nach dem (k) inwendigen Menschen erneuert werden, was gerade ein Eigenthum der Getauften ist.

IV. Was fodert von uns die Wohlthat, die wir durch ein so großes Sakrament empfangen?

 Erstens fodert sie von uns die höchste und beständige Dankbarkeit des Herzens, daß wir denjenigen preisen lieben und feyern, (a) welcher uns nach seiner Barmherzigkeit selig gemacht hat durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er reichlich in uns ausgegossen hat durch Jesu Christum unsern Herrn, damit wir, gerechtfertiget durch seine Gnade, Erben seyen nach der Hoffnung des ewigen Lebens.
 Dann muß man das Geheimniß dieses Sakramentes so in das (b) Gedächtniß bringen, daß ein jeder sich selbst an jenes sein heiliges Versprechen und christliches Bekenntniß erinnere, welches er in der heiligen Taufe durch die Pathen gemacht hat. Es bedenke daher der Christ, daß er dadurch aus einem Kinde des Zorns und aus einem Knechte des Teufels ein (d) Kind Gottes und ein Glied und Miterbe Christi, auch ein lebendiger Tempel (e) des heilige Geist's geworden sey.

 Du bist eingegangen in das Heiligthum der Wiedergeburt, spricht (f) Ambrosius. Gedenke, was du gefragt worden bist; erkenne was du geantwortet hast. Du hast dem Teufel widersagt und seinen Werken, der Welt und ihrer Ueppigkeit, und ihren Wollüsten. Sey eingedenk deiner Rede, und vergesse niemals deine Versprechen, die du der Reihe nach gegeben hast. Schön ist auch der Spruch St Pauli, da er alle Getauften ermahnt: (h) Wisset ihr nicht, Brüder, daß Alle, die wir getauft sind in Christus Jesus, auf seinen Tod getauft sind? Denn wir sind durch die Taufe aufden Tod mit ihm begraben, auf daß, wie Christus auferstanden  ist von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, eben so auch wir in einem neuen Leben wandeln .