Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Joannes aus der Heiligen Schrift (Allioli-Bibel) mit allen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli 2. Auflage. München und Landshut, 1854.
Das heilige Evangelium Jesu Christi nach Joannes
Vorbericht
zu dem heiligen Evangelium Jesu Christi nach Joannes
Joannes war der Sohn des Zebedaus, eines Fischers in Galiläa, und der Salome (Matth. 4, 21. 10, 3. 20, 20. Marc. 15, 40.), der Bruder des Jacobus, des Aeltern (Matth. 10, 3.). Er folgte dem Rufe Jesu (Matth. 4, 21. Vergl. Luc. 5, 10.), ward dessen beständiger Begleiter als Apostel, und gehörte mit Petrus und Jacobus zu seinen vertrautesten Jüngern (Marc. 5, 37. Matth. 17, 1. 26, 37.). Der Herr liebte ihn vor den übrigen Aposteln, und gab ihm die zärtlichsten, äußerlichen Beweise davon dadurch, daß er ihn an seiner Brust ruhen ließ (C. 18, 23. 25.), und ihm sterbend noch seine geliebte Mutter zur zeitlichen Fürsorge anempfahl (C. 19, 26.). Dieser besondern Liebeserweise wegen nannte sich Joannes selbst in dankbarer Erinnerung den Jünger, den Jesus lieb hatte (C. 19, 26.), so Wie er auch hinwiederum durch seine Liebe zu dem Herrn sich auszeichnete; denn wenn Petrus feuriger und thätiger liebte (C 21, 15.), so scheint die Liebe des Joannes inniger und treuer gewesen zu seyn, indem er unter allen Jüngern der Einzige war, der den Herrn auch in seinem Leiden nicht verließ, und ihm bis unter das Kreuz nachfolgte (C. 19, 26.). Nach der Himmelfahrt Jesu war er mit Petrus eine Säule (Gal.2, 9.) zur Verbreitung des Evangeliums in Palästina. Jn die entfernteren Provinzen des römischen Reiches, insbesondere nach Kleinasien, scheint er erst später sich begeben zu haben. Gewiß ist, daß er nach dem Tode der heiligen Apostel Petrus und Paulus (66 n. Chr.) seinen bleibenden Wohnsitz zu Ephesus in Kleinasien aufschlug. Daselbst übte er die oberhirtliche Aufsicht über die Kirchen Kleinasiens aus, ja er kann als ein neuer Gründer und Befestiger derselben betrachtet werden. Von hier aus geschah es, wahrscheinlich unter der Regierung des Kaisers Nero, nach andern unter Domitian, daß er des Glaubens wegen auf die Jnsel Patmos, jetzt Palmosa genannt, verwiesen wurde. In der Verweisung daselbst schrieb er auf Befehl des Herrn die geheime Offenbarung, über die Schicksale der Kirche Gottes. Nach einiger Zeit, wie glaubwürdige Zeugnisse berichten auf Erlaubniß des Kaisers Nerva. kehrte er wieder nach Ephesus zurück und leitete als Oberhirt die kleinasiatischen Kirchenwie vorher. In dieser späten Zeit, in den letzten Jahren des ersten Jahrhunderts nach Christistus, war es, daß er auf viele Bitten der Gläubigen und innerlichen Antrieb des heiligen Geistes sein Evangelium schrieb. Sein Hauptwerk war dabei wie er selbst am Ende dieses wortes sagt, zu zeigen, daß Jesus Christus der Sohn Gottes sey, und daß alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Da gerade damals der Irrlehrer Cerinthus und andere auf traten, welche über die Person und erhabene Würde Jesu allerlei falsche Lehren verbreiteten, musste ihm mehr noch als den übrigen Evangelisten daran liegen, die reine Lehre in diesem Punkte den Gläubigen bestimmt und ausführlich vorzulegen. Die drei vorhergehenden Evangelien ergänzte er auch insoferne, als er weniger die Thaten, mehr die Reden des Herrn gibt, und hie und da Begebenheiten und Umstände mittheilt, welche er als Augenzeuge mitzutheilen vorzüglich im Stande war. In Bezug auf diese besondere Beschaffenheit des Evangeliums Joannis nannten es die Alten das geistige, den Verfasser den Theologen, im Gegensatze zu den drei andern Evangelien, welche mehr das Menschliche und Jrdische von Jesu darstellen. Der heilige Augustin sagt hierüber schön: »Ju den vier Evangelien, oder vielmehr in den vier Büchern Eines Evangeliums hat der heilige Apostel Joannes, welcher gemäß seiner geistigen Erkenntniß dem Adler verglichen wird, höher und weit erhabener als die andern drei seine Verkündigung erhoben, und in dieser Erhebung auch unsere Herzen erheben wollen. Denn die drei übrigen Evangelisten sind gleichsam mit dem Gottmenschen auf der Erde gewandelt, und haben von seiner Gottheit weniger gesagt; dieser aber, gleichsam als verschmähte er es auf der Erde zu Wandeln, hat sich erhoben, nicht nur über die Erde und über alle Ausdehnung der Lüfte und des Himmels, sondern auch über das ganze Heer der Engel und alle Ordnungen der unsichtbaren Gewalten, und ist zu dem gekommen, durch den alles gemacht ist, indem er spricht: Im Anfange war das Wort. Das floß aus seinem Munde, was er getrunken hatte; denn nicht ohne Grund wird von ihm in diesem Evangelium gesagt, daß er beim Nachtmahle auf der Brust des Herrn lag. Aus dieser Brust hatte er also im Geheimen getrunken; aber was er im Geheimen getrunken, das hat er offenbar ausgeströmt.« — Daß das Evangelium des heiligen Joannes ächt sey, darüber liefern nicht nur die Rechtgläubigen, sondern auch die Irr- und Ungläubigen die unwiderlegbarsten Beweise, und ebenso ist im ganzen Alterthume entschieden, daß es ursprünglich griechisch geschrieben wurde. Von den übrigen Lebensumständen dieses Apostels berichten die Kirchenschriftsteller, daß er stets im jungfräulichen Stande gelebt, und sein Lebensalter bis über neunzig Jahre gebracht habe. Noch im höchsten Alter, erzählt der heilige Hieronymis, habe er sich in die Kirche tragen lassen, und weil er nur weniges mehr sprechen konnte, jedesmal bloß die Worte gesagt: Kindlein, liebet euch einander! Er starb zu Ephesus, wo lang Zeit sein Grab gezeigt und in Ehren gehalten ward.
Die Gottheit des Wortes. Sendung des Täufers. Menschwerdung des Wortes. Bestimmung des Täufers. Sein Zeugniß über Jesum Christum. Zwei seiner Jünger folgen Jesu. Des Andreas, Petrus, Philipus und Nathanel Ruf zum Apostelamte.
Hochzeit zu Cana. Verwandlung des Wassers in Wein. Reinigung des Tempels. Jesus gibt seine Auferstehung als Zeichen. Mehrere glauben an ihn, aber Jesus vertraut sich ihnen nicht.
Nicodemus hält ein nächtliches Gespräch mit Jesu, und wird von ihm über die geistige Wiedergeburt und die Nothwendigleit des Glaubens an ihn belehrt. Joannes tauft, und gibt wieder Zeugnis von christo.
Jesu Rückkehr nach Galiläa. Sein Gespräch mit der Samariterin. Glaube der Samariter. Jesus heilt in Cana den Sohn eines königlichen Beamten.
Jesus heilt einen achtunddreißigjährigen Kranken und beweist den Juden seine Macht, dieß am Sabbate tun zu dürfen, so wie seine göttliche Sendung.
Vermehrung der fünf Brode und der zwei Fische. Jesus wandelt auf dem Meere. Die unvergängliche Speise. Sein fleisch und sein Blute ist Speise und Trank. Viele ärgern sich daran, und verlassen ihn. Seine Apostel bleiben bei ihm; aber Jesus verkündet, daß einer aus ihnen böse ist.
Kommentare und Verweise | |
1. Darnach fuhr Jesus über das galiläische Meer, an welchem die Stadt Tiberias liegt (1) | (1) Die Stadt Tiberias lag am westlichen Ufer des Sees. Matth.14,13. Marc 6,32. |
2. Und es folgte ihm eine große Menge Volkes nach, weil sie die Wunder sahen, die er an den Kranken wirkte. | |
3. Da ging Jesus auf den Berg, und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern nieder. | |
4. Es war aber das Osterfest der Juden sehr nahe. | |
5. Als nun Jesus die Augen aufhob, und sah, daß eine sehr große Menge Volkes zu ihm gekommen sei, sprach er zu Philippus: Woher werden wir Brod kaufen, daß diese essen?(2) | (2)Das nachfolgende Wunder erzählen auch die andern Evangelisten; der heilige Joannes setzt einige Umstände hinzu, welche die andern übergangen hatten. Er scheint es vorzüglich darum noch einmal berichtet zu haben, um die Veranlassung zu den beigefügten Reden Jesu zu geben. |
6. Das sagte er aber, um ihn auf die Probe zu stellen;(3) denn er wußte wohl, was er thun wollte.(4) | (3)ob er auch glaube, daß Jesus wunderbar helfen könne. (4)Jesus kannte auch den Schwachglauben der Apostel; um aber ihre Aufmerksamkeit auf das Wunder, das er wirken wollte, zu erregen, und sie zur Erkenntniß der Schwäche ihres Glaubens zu führen, fragte und prüfte er sie (Aug.). |
7. Philippus antwortete ihm: Brod für zweihundert Zehner(5) ist nicht hinreichend für sie, daß jeder nur etwas Weniges bekomme. | (5)Wörtlich: Denare; für fünfundzwanzig Thaler. |
8. Da sprach einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: | |
9. Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrode und zwei Fische hat; allein was ist das unter so viele? | |
10. Jesus aber sprach: Lasset die Leute sich setzen! Es war aber viel Gras an dem Orte. Da setzten sich die Männer, gegen fünftausend an der Zahl. | |
11. Jesus aber nahm die Brode, und nachdem er gedanket hatte, theilte er sie denen aus, welche sich niedergesetzt hatten; deßgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten.(6) | (6)Im Griech.... theilte er sie unter die Apostel aus, die Apostel aber unter die, welche sich niedergesetzt hatten; deßgleichen ... So haben auch die übrigen Evangelisten. |
12. Als sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig geblieben Stücklein, damit sie nicht zu Grunde gehen! | |
13. Da sammelten sie, und füllten zwölf Körbe mit Stücklein von den fünf Gerstenbroden, welche denen, die gegessen hatten, übriggeblieben waren. | |
14. Da nun diese Menschen das Wunder sahen, welches Jesus gewirkt hatte, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll!(7) | (7)der Prophet, auf den Moses verwiesen (5. Mos. 18, 15.), der Messias, der König Israels (V. 15.). |
15. Als aber Jesus erkannte, daß sie kommen und ihn mit Gewalt nehmen würden, um ihn zum Könige zu machen, floh er abermal auf den Berg, er allein.(8) | (8)denn sein Reich ist nicht von dieser Welt (unt. 18, 36.). im Griech.: zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein. Matth. 14,23. Marc. 6,46. |
16. Da es nun Abend geworden war, gingen seine Jünger hinab an das Meer.(9) | (9) Jesus nöthigte sie, hinüberzufahren, bevor er selbst käme. |
17. Und sie traten in das Schiff, und fuhren über das Meer nach Capharnaum. Es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen. | |
18. Das Meer aber erhob sich, weil ein starker Wind blies. | |
19. Da sie nun bei fünfundzwanzig oder dreißig Stadien (10) gerudert hatten, sahen sie Jesum auf dem Meere wandeln, und ganz nahe (11) an’s Schiff kommen; und sie fürchteten sich. (12) | (10) beiläufig eine Stunde weit. — (11) In Griech.: und nahe ans x. — (12) weil sie ihn für ein Gespenst hielten. Matth. 14, 26. — |
20. Er aber sprach zu ihnen: Ich bin es, fürchtet euch nicht! | |
21. Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen; und alsbald war das Schiff am Lande, wo sie hinfuhren. (13) | (13) Aus Matth. 14, 32. und Marc. 6, 51. ersieht man, daß Jesus in das Schiff stieg, und Joannes leugnet es nicht, aber er bemerkt den Umstand, welchen jene übergingen, daß das Schiff an’s Land stieß, da Jesus kaum eingestiegen war. |
22. Am andern Tage erkannte das Volk,(14) welches jenseits des Meeres stand, daß; kein anderes Schiff als das Eine daselbst gewesen war, (15) und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff getreten, sondern seine Jünger allein abgefahren waren. | (14) wurde das Volk aufmerksam. —— (15) In Griech.: kein anderes Schiff daselbst gewesen war als das, in welches seine Jünger gestiegen waren. — |
23. Andere Schiffe aber kamen von Tiberias nahe an den Ort, (16) wo sie das Brod, nachdem der Herr gedankt, gegessen hatten. | (16) eben an diesem andern Tage (V. 22.). — |
24. Als nun das Volk sah, daß Jesus nicht da sey, noch auch seine Jünger, traten sie in die Schiffe, und kamen nach Capharnaum, indem sie Jesum suchten. | |
25. Und da sie ihn jenseits des Meeres gefunden hatten, sprachen sie zu ihm: Meister! wann bist du hiehergekommen? | |
26. Jesus antwortete ihnen, und sprach : Wahrlich, wahrlich, sag’ ich euch, ihr suchet mich nicht darum, weil ihr Wunder gesehen, sondern weil ihr von den Broden gegessen habet, und satt geworden seyds!(17) | (17) Ihr suchet mich, nicht weil ihr die wunderbare Brodvermehrung gesehen, und diese das Verlangen in euch rege gemacht hat, durch mich zum ewigen Leben genährt zu werden, sondern weil ich euch körperlich gesättigt habe, und ihr deßhalb hoffet, anderes dergleichen Zeitliches von mir zu erlangen. Wegen des Fleisches, erklärt der heil. Augustin, suchet ihr mich, nicht wegen des Geistes. Wie viele suchen Jesum nur, daß er ihnen Gutes thue, der Sinnlichkeit nach! Kaum wird Jesus um Jesu willen gesucht. — Bemerke in der nachfolgenden Rede, wie Jesus selbst diese sinnlichen Menschen, die nichts als einigen guten Willen hatten, nicht von sich weist, sondern sogar in die tiefsten Geheimnisse der göttlichen Seelenährung einführt. Lerne daraus, mit den Unbeholfenen, Roben und Geistesarmen Geduld zu haben! —— |
27. Bemühet euch nicht um vergängliche Speise; sondern um die welche bleibet zum ewigen Leben, die der Menschensohn euch geben wird; denn diesen hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel bezeichnet.(18) | Matth. 3,17. 17,5. Ob.1,32. (18) Mehr als nach der irdischen Nahrung und Wohlfahrt, die vergänglich sind, trachtet nach der geistlichen Speise, die ewig nährt. Der Menschensohn, den der Vater als seinen Gesandten durch Wunder beglaubigt hat, gibt sie euch. —— "Nicht sich bemühen" steht nach biblischem Sprachgebrauche für "weniger sich bemnhen". S. Matth. 9, 13. Die geistliche Speise ist, wie das Folgende zeigt, Jesus Christus selbst, seine Lehre, seine Werke, seine Gnade, der ganze Christus. Er heißt mit dem Siegel Gottes bezeichnet, insoferne Gott durch Wunder seine göttliche Sendung bestätigt hat. Der heilige Hilarius denkt dabei an die ewige Aehnlichkeit des Sohnes als eines Siegelabdruckes des Vaters. — |
28. Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir thun, daß wir die Werke Gotteswirken? (19) | (19) die Werke, die Gott vorgeschrieben hat, und du uns lehren willst. Belehre uns über die Werke, die wir üben müssen, um jene Speise zu erlangen, die ewig nährt (Aug.)· — |
29. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubet, welchen er gesandt hat.(20) | (20) Wer zu dieser Speise gelangen will, muß nach Gottes Vorschrift an seinen Gesandten glauben. Durch den Glauben wird Christus, seine Lehre, sein Werk, seine Gnade unser, und in ihm haben wir das ewige Leben. 1. Joan.3,23. |
30. Und sie sprachen zu ihm: Was wirkest du denn für ein Zeichen, daß wir’s sehen, und dir glauben? Was wirkest du? | |
31. Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie geschrieben steht: Brod vom Himmel hat er ihnen zu essen gegeben, (21) | 2.Mos.16,14. 4.Mos.11,7. Ps.77,24. Weish. 16,20. (21) Was wirkest du denn für ein Wunder, mittelst dessen wir deiner Speise theilhaftig werden? Wirk es doch, damit wir sehen und glauben! Willst du uns etwa eine Speise geben, die noch wunderbarer als das Manna vom Himmel ist, welches unsere Väter in der Wüste gegessen? — Wie das samaritanische Weib (oben 4, 10.). ein wirkliches Wasser, das auf ewig den Durst löscht, ver langte, so begehrten diese Juden in ihrem fleischlichen Sinne eine wirkliche Speise, ähnlich dem Manna die sie für immer nähren sollte. Das Zeichen ist also die Speise selbst, und der Glaube, den die Juden versprechen, bezieht sich auf diese Speise. Andere verstehen darunter ein Wunder, das die Juden verlangen, um überhaupt an Jesu göttliche Sendung zu glauben; aber daran glaubten sie schon vermöge der wunderbaren Brodvermehrung (V. 14.), und hier andere Juden anzunehmen, hat im Texte keinen Grund für sich. |
32. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, sag ich euch: Nicht Moses hat euch das Brod vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel!(22) | (22) Das Brod, welches Moses gab, war kein eigentliches, wahres Himmelsbrod; dieses gibt mein Vater. Wie der ganze Alte Bund nur das Bild, der Schatten, von dem Neuen war, dieser aber die Sache, die Wesenheit, die Wahrheit (Col. 2, 17.), so war auch das Manna nur das Vorbild von dem wahren Himmelsbrode Christus. S. 2. Mos. 17. Note 3. — |
33. Denn das ist das Brod Gottes, welches vom Himmel herabgekommen ist, und der Welt das Leben gibt. (23) | (23) Das Brod, welches mein Vater gibt, ist das vom Himmel herabgekommene Brod, welches der in Sünde und Irrthum erstorbenen Welt das Leben wieder gibt. — |
34. Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns für immer dieses Brod! (24) | (24) Da Jesus seine Speise (V. 27.) ein Brod nennt, verlangen diese Juden in ihrer Gutmüthigkeit, dieses Brod für immer zu erhalten. —— |
35. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brod des Lebens; wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. (25) | (25) Jesus nennt sich nun selbst dieses Brod. Der eingeborne Sohn ist wirklich das wahre Brod, sagt der heilige Cyrillus; denn da er aus der Wesenheit des Vaters kommt, ist er natürlich das Leben, welches alles belebt. Und wie das irdische Brod die Kraft des Leibes stärkt und erhält, so belebt Er durch den heiligen Geist unsern Geist, und bewahrt selbst unsern Leib vor dem Verderben. "Kommen zu Jesu" und "Glauben an ihn" bedeutet dasselbe (Aug.). Der Glaube schließt nothwendig Gehorsam und Liebe ein, wenigstens dem Willen nach, sonst wäre er todt. In diesem Glauben wird das lebendige Brod, Jesus Christus, unser Eigenthum, und sättigt uns für immer. Ueber die Sättigung s. oben 4, 14. — |
36. Aber ich hab’ es euch gesagt, daß ihr mich gesehen habet, und doch nicht glaubet. (26) | (26) Ihr sehet nun, wie ihr verlangt (V. 30.); aber wie ich schon gesagt habe, daß ihr mich in meiner wunderbaren Wirksamkeit sehet, und doch nicht glanbet, so trifft es auchch jetzt zu. Jesus sagte oben (V. 26.), daß das Zeichen, das sie gesehen, kein Verlangen nach dem Heile in ihnen erweckt habe. Die Ursache gibt er in dem Folgenden. Wunder an und für sich machen nicht gläubig; dazu gehört auch Gnade von Gott, und guter Wille (Matth. 11. Note 33.), welche für Wunder und Glauben empfänglich machen (Matth. 12. Note 36.). — |
37. Alles, was mir der Vater gibt, das wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen; | |
38. denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht damit ich meinen Willen thue, sondern dem Willen dessen, der mich gesandt hat. (27) | (27) Das "zu mir kommen", das "Glauben" hängt von der Gnade meines Vaters ab; Welche er begnadigt, die nehme ich in mein Reich auf, und stoße sie, nicht hinaus, denn ich habe keinen andern göttlichen Willen, als dein Willen meines Vaters, und mein menschlicher Wille unterwirft sich stets dem göttlichen; seinen Willen zu erfüllen, ist meine Bestimmung. — |
39. Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts von dem, was er mir gegeben hat, verliere, sondern daß ich es am jüngsten Tage auferwecke. | |
40. Das ist nämlich der Wille meines Vaters, der mich gesandt hat, daß jeder, welcher den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. (28) | (28) Mein Vater Will, daß kein Mensch verloren gehe, den er mir gegeben hat, daß vielmehr jeder, der mich in meiner wunderbaren Wirksamkeit erkennt und wahrhaft an mich glaubt (s. Note 25. Jeder solcher ist es, den er mir gibt), das ewige Leben hier und dort habe, nicht bloß der Seele sondern auch dem Leibe nach, weßhalb ich ihn am jüngsten Tage auferwecken werde. Christus erlöst,den ganzen Menschen, nicht nur seine Seele, sondern auch seinen Leib. Die Erlösung des Leibes wird vollendet in der Auferstehung, welche das letzte Erlösungswerk Christi ist. |
41. Da murrten die Juden darüber, daß er gesagt hatte: Ich bin das lebendige Brod, das vom Himmel herabgetommen ist,(29) | (29) Die Juden erwarteten unter der versprochenen Speise ein wirkliches wunderbares Brod (V. 34.). Daß er selbst das wunderbare, lebenbringende Brod sey, konnten sie schon mit seinen äußern ärmlichen Verhältnissen, in denen er aufgewachsen war, nicht vereinbaren. Im Griech.: Ich bin das Brod, das x |
42. und sagten: Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie sagt dieser denn: Ich bin vom Himmel herabgekommen? | Matth. 13, 55. |
43. Da antwortete Jesus, und sprach zu ihnen: Murret nicht unter einander! | |
44. Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.(30) | (30) Laßt den Unwillen über eine Sache, die ihr nicht verstehet, und so lange nicht verstehen werdet, als euch der Vater durch seine erleuchtende Gnade nicht zu mir zieht, und ihr nicht willig dem Zuge der Gnade folget. Solche, die willig dem Zuge der Gnade folgen, kommen zu mir, und erfahren an sich die ganze Wohlthat meiner Erlösung; so daß ich am jüngsten Tage auch ihren Leib zum ewigen Leben erwecke. Gott der Vater zieht jeden, aber nicht jeder folgt dem Zuge S.Matth.11. Note 33. Daß zu dem Zuge des Vaters auch die willige Hingabe des Menschen gehöre, zeigt der folgende Vers. — |
45. Es steht geschrieben in den Propheten: "Und sie werden alle Lehrlinge Gottes seyn." Wer immer von dem Vater gehört und gelernt hat, der kommt zu mir.(31) | (31) In der Schrift wurde schon vorhergesagt, daß eine Zeit eintreten werde, wo Gott alle innerlich auf besondere Weise erleuchten werde. Diese Zeitl ist gekommen. Wer nun der Belehrung Gottes willig folgt, der glaubt und kommt zu mir. Die angeführte Stelle fintdet sich bei Jsai. 54, 13. und Jer. 31, 33. 34. Czech. 11, 19. 18, 31. Mich.4,1-4 ist beiläufig dasselbe gesagt. — |
46. Nicht daß den Vater jemand gesehen hätte, als der, welcher von Gott ist, der hat den Vater gesehen.(32) | (32) Dieses Hören und Lernen ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob den Vater jemand hieneden sehen könnte; dieß kann nur der eingeborne Sohn Gottes. Gott ist ein unsichtbarer Lehrmeister. — Matth. 11, 27. |
47. Wahrlich, wahrlich, sag’ ich euch, wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben! (33) | (33) Der Heiland geht auf V. 40. 35. 29. znriick. Ich versichere euch, daß alle, welche an mich wahrhaft glauben, das belebende Brod vom Himmel erhalten, und in demselben das ewige Leben. —— |
Ich bin das Brod des Lebens. (34) | (34) S. oben Vers 35. —— |
49. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, und sind gestorben. | 2. Mos.16,13. |
50. Dieses aber ist das Brod, welches vom Himmel herabgekommen ist,damit, wer davon isset, nicht sterbe.(35) | (35) Das Manna hatte keine Kraft in sich das ewige Leben dem Leibe und der Seele mitzutheilen, wohl aber ich, das vom Himmel gekommene Brod. Bis hieher (V. 48.) sprach Jesus von dem Glauben an das Himmelsbrod, dessen Namen er sich selbst beilegt; nun spricht er von dem Genusse desselben, und wie er einst zum Genusse es darreichen, werde. Daß hier und in dem Folgenden buchchstäblich von dem geheimnißvollen Genusse seiner hochheiligen Person unter den Gestalten des Brodes und Weines, und nicht bloß bildlich vom Glauben an ihn, die Rede sey, erhellt erstlich aus den ausdrücklichen Worten (V. 54. 55.), welche die Juden im eigentlichen Sinne auffassen, und die Jesus als im eigentlichen Sinne gesprochen bestätigt; dann aus der Unterschei dung von Fleisch und Blut, welche ungereimt scheinen müßte, wenn nur von dem Glauben an seine Person die Rede wäre; endlich und vorzüglich aus der einstimmigen Erklärung der heiligen Väter und der Concilien von Ephesus und Trient (Sitzung 13. Cap. 1. 21, 1.). — |
51. Ich bin das lebendige Brod, das vom Himmel herabgekommen ist. | |
52. Wer von diesem Brode ißt, der wird leben in Ewigkeit; das Brod aber, welches ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.(36) | (36) Im Griech.: Fleisch welches ich für das Leben der Menschen hingeben werde. Das Fleisch, welches ich als Sühnopfer für die Erlösung der Welt hingeben werde, das werde ich euch als Speise darreichen. Bemerke den Ausdruck: welches ich geben werde. Daraus erhellt, daß Christus von dem Genusse einer zukünftigen Speise sprach, nicht von der bloßen Aufnahme seiner gegenwärtigen Person durch den Glauben. — |
53. Da stritten die Juden unter einander, und sprachen: Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben? | |
54. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, sag’ ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben!(37) | (37) d. i. nicht in euch erhalten. Wer durch die Taufe, sagt der heilige Basilius, zum Leben wiedergeboren ist, muß dasselbe durch den Genuß der heiligen Geheimnisse nähren. Die Kirche gebietet unter strenger Verpflichtung ihren Gläubigen, jährlich wenigstens einmal zum Tische des Herrn zu gehen. Aus den Worten ist übrigens nicht zu folgern, daß der Genuß des Herrn nothwendig von allen unter zwei Gestalten geschehen müsse; denn wie öfter im biblischen Sprachgebrauche ist auch hier das Bindewort "und" statt "oder" zu fassen (vergl. 2. Mos. 21, 31. 22, 10. Czech. 44, 22. 1. Cor. 11, 27.). Da unter jeder Gestalt der ganze Christus gegenwärtig ist, genüget Eine Gestalt. Nur den Priestern ist der Genuß unter doppelter Gestalt geboten (die Ursache hievon sich Matth. 26, 27. Note 36.). Hierüber hat sich weiter erklärt der allgemeine Kirchenrath von Trient (Sitzung 21. Cap. 1.). |
55. Wer mein Fleisch ißt, und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben; und ich werde ihn am jüngsten Tage auferwsecken. (38) | (38) Siehe da, wie der heilige Leib des Herrn den Keim eines selig und herrlich auferstehenden Leibes in dich legt! Vergl. Ps. 21. Note 37. — |
56. Denn mein Fleisch ist wahrhaftig eine Speise, und mein Blut ist wahrhaftig ein Trank. (39) | (39) denn ihr werdet mein Fleisch essen und mein Blut trinken können, weil ich euch beide als Speise und Trank (unter den Gestalten des Brodes und Weines) darreichen werde. — 1. Cor. 11, 27. |
57. Wer mein Fleisch ißt, und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich in ihm. (40) | (40) Mit diesen Worten ist die innige Verbindung Christi mit dem MEnschen, der ihn würdig empfängt, ausgedrückt, vermöge welcher Christus demselben an Leib und Seele durchlebt, um sich dieses Wortes zu bedienen, und der Mensch deßgleichen in Christus lebt. Der heilige Chrysostomus nennt es die Vermischung Christil mit dem Menschen, und der heilige Cyrillus bemerkt hiezu: Nicht bloß seine Liebe teilt uns Christus mit, sondern auch seine Natur; denn wie sich zwei mittels Feuer geschmolzene Stücklein Wachs mitt einander verbinden, so Christus mit uns; er ist in uns und wir in ihm. —— |
58. Gleichwie mich der lebendige Vater gesandt hat, und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, welcher mich ißt, durch mich leben. (41) | (41) Der Sohn empfängt alles vom Vater, und lebt daher nur durch den Vater; der Mensch empfängt alles von dem Sohve, und lebt daher nur durch den Sohn. So wie der Vater im Sohne, und der Sohn im Vater bleibet, dieser das göttliche Wesen mittheilend, jener es empfangend, so bleibt auch Jesus durch die Mittheilung seines Leeibes in uns, und wir bleiben in ihm durch dessen Genießung. — |
59. Dieß ist das Brod, welches! vom Himmel herabgekommen ist, nicht wie das Manna, das eure Väter gegessen haben und gestorben sind. Wer dieses Brod ißt, wird ewig leben.(42) | (42) Der Heiland spricht hier vom Geuusse des Brodes. Daraus folgert der heilige Kirchenrath von Trient (Sitzung 21. Cap.1.), daß der Genuß des Herrn unter den Gestalten des Brodes hinreiche. "Derjenige, welcher sagte: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset, und sein Blut nicht trinket, werdet ihr das Leben nicht in euch haben, derselbe sagte auch: Wer von diesem Brode ißt, wird ewig leben.) Und derjentge, welcher sprach: Wer mein Fleisch ißt, und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm, derselbe sprach auch: Wer dieses Brod ißt, wird ewig leben.- |
60. Dieses sagte er in der Synagoge, als er zu Capharnaum lehrte. | |
61. Als sie nun viele von seinen Jüngern dieß hörten, sprachen sie: Diese Rede ist hart, und wer kann sie hören?(43) | (43) Wer kann sich überzeugen, daß ein Mensch sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken gebe? |
62. Weil aber Jesus bei sich selbst wußte, daß seine Jünger darüber murrten, sagte er zu ihnen: Aergert euch dieses? (44) | (44) Findet ihr meine Rede anstößig, und glaubt ihr nicht, daß ich euch mein Fleisch zu essen und mein Blut zu trinken geben könne? |
63. Wenn ihr nun den Menschensohn dahin auffahren sehen werdet, wo er zuvor war? (45) | (45) Werdet ihr dann auch noch zweifeln an meinem Worte? |
64. Der Geist ist es, derlebendig macht das Fleisch nützet nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben.(46) | (46) Die fleischliche Auffassung meiner Worte, als wollte ich damit sagen, mein Fleisch müsse gegessen werden, wie jedes andere Fleisch, führt zu nichts, hat kein Leben, keine Wahrheit in sich, und verschafft kein Leben; aber die geistige Auffassung, nach welcher meine Person auf eine geheimnisvolle Weise, wiewohl wirklich (unter den Gestalten des Brodes und Weines), genossen wird, diese hat Leben und Wahrheit, und führt zum Leben; meine Worte sind also nicht roh sinnlich zu nehmen, sondern nach ihrer geistigen Wahrheit (Chrysost.,.Theophyl.). Wie viele Hindernisse verschwinden für den Glauben ,wenn man die Gegenwart Jesu Christi im heiligen Sakramente auf diese Weise erfaßt! In dieser Beziehung läßt der heilige Augustin Jesum in der obigen Stelle sagen: Nicht diesen Leib, den ihr sehet, werdet ihr essen, nicht dieses Blut trinken das meine Kreuziger vergießen werden; ein Geheimniß werde ich euch geben, das, im wahren Sinn, genommen, euch geistiges Leben geben wird. Obwohl es sichtbar gefeiert werden muß, darf es nur als ein Unsichtbares verstanden werden. — |
65. Es sind aber einige unter euch, welche nicht glauben. Denn Jesus wußte vom Anfange, welche diejenigen wären, die nicht glaubten, und wer ihn verrathen würde.(47) | (47) Jesus sah es vorher vermöge seiner göttlichen Allwissenheit, und sah es vor von Ewigkeit her. Also mußten sie ungläubig seyn? Das sey ferne! Sie waren nicht ungläubig, weil Jesus es vorhersah, sondern weil sie wollten, und Jesus sah ihren Unglauben nur als ihre freiwillige That voraus. —— |
66. Und er sprac: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht von meinem Vater gegeben ist. (48) | (48) Ihr Unglaube kommt daher, daß die Gnade des Vaters sie nicht zu mir ziehen konnte. Versteh: weil sie derselben in ihrem fleischlichen Sinne Widerstand thaten. Vergl. oben Vers 44. — |
67. Von der Zeit an gingen viele seiner Jünger zurück; und sie wandelten hinfür nicht mehr mit ihm. | |
68. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollet auch ihr weggehen? (49) | (49) Jesus bietet seine Gnade an, er dringt sie niemanden auf. —— |
69. Und Simon Petrus antwortete ihm: Herr! zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! | |
70. Und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist der Christus, (50) der Sohn Gottes. | Matth. 16, 15. 16. Marc. 8, 29. Luc. 9, 20. (50) der Messias. S. Matth. 16, 16. — |
71. Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölfe auserwählet, und einer von euch ist ein Teufel? (51) | (51) Du antwortest im Namen der Zwölf, als ob alle an mich wahrhaft glaubten und mir treu wären; aber wisset, obwohl ich euch Zwölfe zu meinen vertrautesten Jüngern gewählt habe, ist doch Einer von euch ungläubig, weil untreu und mein Verräther. |
72. Er redete aber von Judas Jscariot, Simons Sohne; denn dieser verriteth ihn hernach, da er doch einer aus den Zwölfen war. |
Unglaube der Verwandten Jesu. Er lehrt am Laubhüttenfeste zu Jerusalem im Tempel. Man sucht ihn zu ergreifen. Er verkündet die Ausgießung des heiligen Geistes. Man sucht ihn wieder zu ergreifen, aber umsonst. Nicodemus vertheidigt ihn, und wird beschimpft.
Jesus lehrt im Tempel; befreit eine Ehebrecherin, nennt sich das Licht der Welt und beruft sich auf sein und seines Vaters Zeugniß; sagt den Juden, sie würden in ihrer Sünde sterben; redet von seinem Tode; die Juden lästern ihn, und wollen ihn steinigen.
Kommentare und Verweise | |
1. Jesus ging auf den Ölberg (1) | (1) in dem Garten Gethsemani, um darin die Nacht im Gebete. zuzubringen. S. unten 18, 1. 2. Matth. 26, 36. Der Oelberg lag nordöstlich von Jerusalem. |
2. und früh Morgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich, und lehrte sie. | |
3. Die Schriftgelehrten und Pharisäer aber führten ein Weib hinzu, welche im Ehebruch ertappt worden war, stellten sie in die Mitte, | |
4. und sprachen zu ihm: Meister! dieses Weib ist auf frischer That im Ehebruch ertappt worden. | |
5. Nun hat uns Moses im Gesetze befohlen, solche zu steinigen; was sagst denn du? | 3. Mos. 20, 10. |
6. Dieß sagten sie. aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten. (2) Jesus aber bückte sich nieder, und schrieb mit dem Finger auf die Erde. (3) | (2) Die Pharisäer glaubten sicher, Jesus werde vermöge seines milden Sinnes, seiner Geduld und Barmherzigkeit mit den Sündern, und um sich selbst die Volksgunst zu erhalten, das Weib freisprechen (Aug., Beda). Dann hätten sie eine Ursache gehabt, ihn als Verletzer des mosaischen Gesetzes zum Tode zu verurtheilen. Aber Jesus zeigte sich milde, ohne die Gerechtigkeit zu verletzen (Aug.). — (3) auf die Steine, in den Stanb. Christus schrieb oder zeichnete wahrscheinlich Worte oder sinnbildliche Zeichen in der Absicht auf die Erde, um die Kläger auf ihre eigenen, noch schwereren Vergehen aufmerksam zu machen (Hier., Ambros.). Nach andern ist es Gebürde der Gleichgültigkeit und Nichtbeachtung |
7. Da sie nun fortfuhren ihn zu fragen, richtete er sich auf, und sprach zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst einen Stein auf sie! (4) | 5. Mos. 17, 7. (4) Ihr seyd selbst eben so große oder noch größere Sünder, als dieses Weib, und sollet deßhalb nicht ihre Ankläger sehn. Christus will damit nicht sagen, daß das Weib außer Schuld sey, vielmehr verweist er ihr ihre Sünde (V. 11.); aber da er nicht gekommen war zu richten, sondern selig zu machen (ob. 3, 17.), und sich deßhalb in gar keine Gerichtshändel mischte, (Luc. 12, 14.) trat er auch hier nicht als Richter auf, sondern benutzte den Vorfall nur, die Ankläger in ihr eigenes Gewissen zurückzuführen (Aug.). |
8. Und er bückte sich abermal, und schrieb auf die Erde. | |
9. Da sie aber dieses gehört hatten, gingen sie, von den Aeltesten angefangen, einer nach dem andern hinaus ;(5) und Jesus blieb allein, und das Weib, das in der Mitte stand. (6) | (5) Die Rede vorzügltch bewirkte die Beschämung; der Schrift achteten sie weniger. Im Griech .... gehört hatten, und von ihrem Gewissen uberführt wurden gingen sie, von den Aeltesten angefangen bis zu den Jüngsten, einer x. (6) Jesus blieb allein mit seinen Jüngern und dem und dem Volke, in dessen Mitte das Weib stand. |
10. Jesus aber richtete sich auf, und sprach zu ihr:(7) Weib! wo sind die, welche dich angeklagt haben? hat dich niemand verdammet? | (7) Im Griech.: sich auf, und da er niemand sah als das Weib, sprach er zu ihr. |
11. Sie sprach: Niemand, Herr! Da sagte Jesus: So will auch ich dich nicht verdammen. Geh hin, und sündige nicht mehr!(8) | (8) Christus verurtheilte das Weib nicht zur Steinigung. Dieß mochte das Gericht thun, wenn es ihm in die Hände fiel. Seine Sache war es nicht. Sein Beruf war, die Sünder zu suchen, und er suchte das Weib so wie die Pharisäer zu gewinnen: diese indem er sie zur Erkenntniß ihrer Süuden führt, jene durch Aufforderung zur Buße. In einigen alten Handschriften wurde diese Erzählung ausgelassen, weil man besorgte, wie von alten Schriftstellern bemerkt wird, sie möchte anstößig seyn, und die Schwachen zu dem Wahne sühren, als habe Jesus den Ehebruch nicht als sonderliches Verbrechen angesehen. Dagegen befindet sie sich in der alten Handschrift von Cambridge und sehr vielen andern. Genug, sie ist eine göttliche Schrift; denn die Kirche hat sie (Concil. von Trient. Sitzung 4.) den übrigen ächten heiligen Schriften gleichgestellt. Was sind alle menschlichen und die scharfsinnigsten Muthmaßungen gegen die Aussprüche der Kirche? Wie leicht täuscht sich der Mensch! — |
12. Jesus redete nun wieder mit ihnen,(9) und sprach: Jch bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt , der wandelt nicht in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.(10) | (9) Dieses "nun" bindet nach einigen unmittelbar an die vorhergehende Geschichte an, und bestärkt die Aechtheit derselben. — (10) Ich bin der Lehrer der Menschen; wer auf mich hört, und meine Lehre befolgt, der ist nicht in Irrthum, Sünde und Elend, sondern hat die Wahrheit, die wahre Tugend, und erhält in ihnen die Seligkeit hier und dort. S. oben 1, 4. 5. Luc. 2, 32. — |
13. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugniß ist nicht wahr.(11) | (11) Vergl. oben 5, 31. — |
14. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Wenn ich auch von mir selbst Zeugniß gebe, so ist doch mein Zeugniß wahr, denn ich weiß woher ich gekommen bin , und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, woher ich komme, oder wohin ich gehe. (12) | (12) Christus beruft sich nicht auf das Zeugniß des Täufers und der Propheten, was er hätte thun können, sondern behauptet geradezu, daß sein Zeugniß allein schon hinreiche, seine göttliche Sendung zu bestätigen. Als Grund gibt er an: weil ich weiß, wer ich bin; d. i. weil ich weiß, daß ich Gottes Sohn bin, und als Gott keines andern Zeugnisses bedarf, was ihr freilich nicht wisset, obwohl ihr es aus meinen Reden und Handlungen folgern könntet. Christus nennt sich hier nicht geradezu Gott, sondern spricht verblümt, theils aus Demuth, theils um die Juden nicht zu reizen (Aug., Chrys., Theophyl,) In dem Folgenden zeigt er, wie dieses Zeugniß eigentlich doch kein alleiniges sey, sondern noch von zwei Zeugen unterstützt werde. |
15. Ihr richtet nach dem Fleische; ich aber richte niemanden. (13) | (13) nach dem Fleische. Euer Urtheil, euer Zeugniß über meine Person beruht aauf dem Aeußern, aus dem, was ihr an mir sehet, auf meiner armen, niedrigen Knechtsgestalt; mein Urtheil, mein Zeugniß von mir beruht nicht auf diesem Aeußern, so wie ich niemanden nach dem Aeußern beurtheile. Richten steht hier für: Zeugniß geben, wie aus dem folgenden Verse hervorgeht. |
16. Und wenn ich richte, so ist mein Gericht wahrhaft; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat. (14) | (14) Und wenn ich Zeugniß gebe, so ist mein Zeugniß wahrhaft; denn ich, der Mensch, auf den ihr bloß sehet, bin nicht allein, sondern es zeuget noch das göttliche Wort, womit ich verbunden bin und der Vater. —— Dies göttliche Zeugniß des Sohnes und des Vaters bestand in den Werken Jesu, die jeder Unbefangene als göttliche Werke erkennen mußte. —— |
17. Es steht auch in eurem Gesetze geschrieben, daß das Zeugniß zweier Menschen wahr sey. | 5. Mos. 17, 6. 19, 15. |
18. Nun bin ich es, der von sich selbst zeuget; und es zeuget von mir der Vater der mich gesandt hat. | |
19. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennet weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so würdet ihr auch wohl meinen Vater kennen.(15) | (15) Oben 7, 28. sprach Christus : Ihr kennet mich und wisset, woher ich bin; hier sagt er das Gegentheil, weil er hier von seiner göttlichen Natur und seinem göttlichen Vater spricht. Wer den Sohn kennt, der kennt den Vater; denn der Sohn ist das Ebenbild des Vaters (Weish. 7, 25. Hebr. 1, 3.), und wer das göttliche Leben des Sohnes kennt und nachahmt, der kommt zur Erkenntniß dessen, was Gott ist, lernt den Vater kennen (unten 14,6.). Die Juden hatten keinen guten Willen für das Höhere, darum erkannten sie es auch in dem Sohne nicht, und konnten also auch zu keiner Erkenntniß des Vaters gelangen. |
20. Diese Worte redete Jesus bei dem Opferfasten, da er im Tempel lehrte; (16) und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. | (16) Der Opferkasten (sieh Marc. 12, 41.) befand sich in dem Weibervorhofe. Darin waren auch die Zimmer, worin die Schriftgelehrten und Pharisäer zusammenkamen, um sich über das Gesetz zu besprechen. Man traf deßhalb immer einige von ihnen in diesem Vorhofe. |
21. Und Jesus sprach abermal zu ihnen:(17) Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen, aber in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen. (18) | (17) In Bezug auf ihren Haß und das Verlangen, ihn zu ergreifen und zu tödten (V. 20.). — (18) S. oben 7,33. 34. — |
22. Da sprachen die Juden: Will er sich etwa selbst tödten, weil er sagt: Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen? (19) | (19) Die Juden glaubten und mit Recht, daß den Selbstmördern die härtesten Strafen in der zukünftigen Welt bevorstehen. Weil nun Jesus sagte, er käme an einen Ort, wohin sie nicht kämen, dachten sie wahrscheinlich, es müsse jener Ort der Selbstmörder sehn, und Jesus wolle sich also selbst das Leben nehmen. Welcher Unsinn und welche Bosheit! Thörichte Worte voll des Unverstandes, sagt der heilige Augustin. Konnten sie nicht dahin kommen, wo er hiugekommen seyn würde, wenn er sich selbst umgebracht hätte? Sollten denn nicht auch sie sterben? Was wollen sie also sagen? Will derjenige sich selbst tödten, der da sagt: Wo ich hingebe, dahin könnet ihr nicht kommen? |
23. Und er sprach zu ihnen: Ihr seyd von unten,?(20) ich bin von oben. Ihr seyd von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. | (20) irdisch gesinnt. Welch milde Antwort auf eine so gräuliche Lästerung! |
24. Darum hab’ ich euch gesagt: Ihr werdet in euern Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubet, daß ich es bin, (21) so werdet ihr in eurer Sünde sterben. (22) | (21) der Messias, der Sohn Gottes. — (22) Im Griech.: in euern Sünden sterben. |
25. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Jesus sprach zu ihnen: Der Anfang der auch zu euch redet. (23) | (23) Ich bin das ewige Wort, das sich euch offenbart. Der Sohn nennt sich den Anfang,nicht nur weil er der vor allen Zeiten ewig vom Vater Gezeugte ist (oben 1, 1. Apoc. 1, 8. Ps, 109,3.), sondern auch weil er der Grund alles Erschaffenen ist (Apoc 3, 14. Col. 1, 18.). Im Griech.: Ich bin, was ich euch anfangs gesagt habe (das Licht der Welt. Oben V. 12.), Christus redet in geheimnißvoller Hülle; deutlich genug für die Gläubigen, aber verblümt wegen der böswilligen Ungläubigen, damit sie die Perle der höhern Wahrheit nicht zertreten könnten. S. Matth. 7,6. 13, Note 10. |
26. Ich habe vieles über euch zu sagen und zu richten; aber der mich gesandt hat ist wahrhaft, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich in der Welt.(24) | (24) Ich könnte vieles über eure Hartnäckigkeit sagen und in vielem euch anklagen, aber ich will euch nur dieses Einzige sagen: Vom Vater der mich gesandt hat, und die Wahrheit selbst ist, habe ich, was ich der Welt verkünde. Röm. 3,4. |
27. Und sie erkannten nicht, daß er Gott seinen Vater nannte.(25) | (25) Im Griech .... nicht, daß er zu ihnen vom Vater sprach |
28. Jesus sprach also zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn werdet erhöht haben, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin, und von mir selbst nichts thue, sondern dasjenige rede, was mich mein Vater gelehret hat.(26) | (26) Erst nach meiner Erhöhung am Kreuze (oben 3, 14. Unten 12, 32.34.) werdet ihr erkennen, daß ich der Messias, und daß Gott, der Vater, mit mir war in allem, was ich lehrte und wirkte. — Viele Juden bekehrten sich bei der Kreuzigung (Luc. 23, 48. Matth. 27, 53. 54.) und besonders auf, die nachfolgende Predigt der Apostel (Chrys., Chrill.,Theoph). — |
29. Ja, der mich gesandt hat, ist mit mir, und er (27) läßt mich nicht allein, weil ich allezeit thue, was ihm wohlgefällig ist. | (27) Im Griech.: der Vater. — |
30. Als er dieß sagte, glaubten viele an ihn. | |
31. Jesus sprach also zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meiner Rede verbleibet , (28) werdet ihr wahrhaft meine Jünger seyn. | (28) im Glauben an meine Lehre verharret (Chrys., Cyrill.), und sie befolget. Die Beharrlichkeit macht den wahren Jünger Jesu (Matth. 10, 22.). — |
32. Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.(29) | (29) Wenn ihr an meine Lehre glaubet und sie befolget, so werdet ihr in der Erkenntniß der Wahrheit immer mehr wachsen (s. oben 7, 17.), und die Wahrheit, die christliche Gesinnung, wird euch frei machen, nicht von weltlicher Herrschaft, wie viele von euch in ihrem irdischen Sinne wünschen, sondern von der Knechtschaft der Sünde. Von einer andern Freiheit ist hier nicht die Rede, wie ganz deutlich das Folgende zeigt. — |
33. Sie antworteten ihm:(30) Wir sind Nachkommen Abrahams, und haben niemals jemanden gedient. (31) Wie sagst du: Ihr werdet frei werden? | (30) Nicht jene Gläubigen, sondern Ungläubige, die auch mit zugegen waren. — (31) Sie verstehen wahrscheinlich nur sich; denn ihre Väter dienten einst den Aeghptiern, Babyloniern und andern Völkern. Vergl. Matth. 3, 9. —— |
34. Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, Wahrlich, sag’ ich euch , jeder, welcher Sünde thut, ist ein Knecht der Sünde! (32) | (32) weil die Sünde ihn überwunden hat (2. Petr. 2, 19.), und in den Fesseln der Begierlichkeit hält (Spr. 5, 22. Jsai. 5, 18.). O elende Knechtschaft, ruft der heilige Augustin aus; eines Menschen Knecht kann manchmal fliehen und ruhen. Wohin flieht der Knecht der Sünde? Er nimmt sie überall mit hin, wohin er flieht! |
35. Der Knecht aber bleibt nicht ewig in denn Hause; der Sohn aber bleibt ewig. | |
36. Wenn euch nun ber Sohn frei macht so werdet ihr wahrhaft frei seyn. (33) | (33) Der einfache Sinn dieser beiden Verse ist: Wie ein Knecht kein Recht hat im Hause zu bleiben, sondern entlassen und fortgejagt werden kann, so hat kein Sünder rechtlichen Anspruch, im Reiche Gottes zu bleiben, und also auch ihr Juden nicht, die ihr Knechte der Sünde seyd. Dagegen wie jeder Sohn, eben Weil, er Sohn ist, für immer zum Hause des Vaters gehört, so bleibe auch ich als Sohn Gottes ewig im Reiche meines Vaters und ebenso alle, welchen ich in der Kraft meines Vaters (oben 6, 44.) die Kindschaft Gottes (oben 1, 13.) ertheile, und die ich in die Freiheit versetze. Ich bin es also, der euch die Freiheit, die Kindschaft ertheilen und bewirken kann, daß ihr ewig im Reiche Gottes verbleibet; wogegen ihr ausgestoßen werdet hier und dort, wenn ihr im Unglauben als Sklaven der Sünde verharret. So die heiligen Väter Augustin, Chrysostomus, Chrillus, Beda und andere. — |
37. Ich weiß, daß ihr Söhne Abrahams seyd; aber ihr suchet mich zu tödten, weil mein Wort in euch nicht haftet. (34) | (34) Ich weiß, daß ihr von Abraham dem Fleische nach abstammet, aber ihr seyd nicht so gläubig und gehorsam wie er (V. 39. Röm.4, 12. Gal.3,7.); ihr habt ungläubige, unempfängliche, irdischgesinnte Gemüther, so daß meine Lehre keinen Eingang bei euch finden kann, und ihr suchet mich deßhalb sogar zu tödten. Ueber den Haß der Weltkinder, der bis zum Tode verfolgt, s. Matth. 10, 21. |
38. Ich rede, was ich bei meinem Vater gsehen habe; und ihr thut, was ihr bei euerm Vater gesehen habt. (35) | (35) Ich rede aus göttlicher Erkenntniß (s. oben 5, 30.); ihr handelt nach eurer fleischlichen Gesinnung, die euer Vater, der Satan (V. 44.), euch einflößt. — |
39. Sie antworteten, und sprachen zu ihm : Unser Vater ist Abraham. (36) Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams seyd, so that auch Abrahams Werke! | (36) Sollten wir also nicht recht handeln, wenn wir thun, wie er gethan? Jesus sprach x. Im Griech.: Wenn ihr Kinder Abrahams wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams thun. —— |
40. Nun aber suchet ihr mich zu tödten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt, welche ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht gethan. | |
41. Ihr thuet die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht aus Hurerei geboren; wir haben den Einen Vater, Gott. (37) | (37) Die Juden merken jetzt, daß von geistlicher Vaterschaft die Rede ist, darum sagen sie: Wir sind keine geistlichen Bastarde, als hätten wir die falschen Götter, die Götzen, zu Vätern, und als trieben wir Götzendienst, sondern der Eine Vater, Gott, ist unser Vater, und wir dienen ihm (Aug.). Der Götzendienst wird in der heiligen Schrift eine geistliche Hurerei genannt, weil sich dabei die Seele einem andern als dem rechtmäßigen Gemahle, der Gott ist, hingpbt (Osee 1,2. Jsai. 1, 21.); darum heißen Götzendiener Hurenkinder, und die wahren Israeliten Gotteskinder. |
42. Jesus aber sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich gewiss (38) lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern Er hat mich gesandt.(39) | (38) Die Vulgata gibt hier das griechische Wörtchen "an" durch "gewiß" Anderwärts gibt sie es mit "etwa" , oder läßt es ganz aus, wie auch geschehen kann. — (39) Wenn ihr wirklich Gott der Gesinnung und That nach dienet, und in inniger Gemeinschaft mit ihm ständet, wie Söhne mit ihrem Vater, so würdet ihr mir glauben und mich lieben; denn ich bin sein Gesandter, und habe mich nicht selbst gesandt, wie ihr aus meinen Reden und Handlungen erkennen müsset. S. das Folgende. Das Ausgehen und Kommen bezeichnet die Menschwerdung des Sohnes; doch ist auch seine göttliche Geburt damit angedeutet. Lieben begreift zugleich Glauben, wie anderswo Glauben zugleich Lieben, weil beide, wo sie wahrhaft sind, nicht von einander getrennt seyn können. |
43. Warum erkennet ihr meine Sprache nicht? (40) Weil ihr mein wort nicht hören könnet. (41) | (40) daß sie des Vaters Sprache sey, die Muttersprache aller Gotteskinder. Die Sprache Gottes und seiner Kinder ist das Göttliche, — heilige Gesinnung unund Handlung. Warum erkennet ihr das Göttliche, Heilige, Höhere nicht in meinem Reden und Thun? (41) Weil ihr nicht darauf hören und merken könnet; denn die dieß ernstlich thun, erkennen bald dieses Göttliche. Und warum könnet ihr dhieß nicht? Weil ihr irdischer, böser Gesinnung seyd und seyn wollet also vermöge dieses Wollens unempfänglich, das Heilige zu erkennen und zu empfangen. S d Folg. |
44. Ihr habt den Teufel zum Vater, (42) und wollet nach den Gelüsten euers Vater thun. Dieser war ein Menschenmörder, von Anbeginn (43) und ist in der Wahrheit nicht bestanden; (44) denn die Wahrheit ist nicht in ihm.(45) Wenn er Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenthume, denn er ist ein Lügner, und der Vater der Lüge. (46) | (42)indem ihr seine Werke nachahmet(Aug.) vermöge des Uebergewichtes der bösen Begierlichkeit, daß er erhält und fördert, und so gleichsam seinen Lebensgrund, sich selbst , in euch setzt und zu seinen Kindern euch macht. (43) Dieser mordete das erste Menschenpaar, indem er durch die Verführung zur Sünde das Leben ihres Geistes tödtete, und dadurch auch ihren Leib sterblich machte. Sieh. 1. Mos.3,2. ff Weish. 2. 24. 25. Darin wollet ihr ihn nachahtmen, indem ihr mich zu morden suchet. (44) Das ist in der Anerkennung, bloßes Geschöpf zu sein, das Gott Unterwerfung und Gehorsam schuldig ist, und die Pflicht hat, auch andere vernünftige Geschöpfe in dieser Anerkennung zu bestärken. Der Teufel blieb selbst, nicht in dieser Anerkennung, und raubte sie auch andern, vielen Engeln, die mit ihm fielen, und den ersten Menschen ( 1.Mos. 3,5.). (45) d. i. und so ist die Wahrheit (s. vorige Note) nicht in ihm. (46) Das Wesen des Satans ist, sich an die Stelle Gottes zu setzen, und all sein Sinnen,Trachten und Wirken geht dahin, die Geschöpfe dem Gehorsame gegen Gott zu entziehen, und sich zu unterwerfen Die Lüge also, die er zu sich und andern spricht, ist: daß Gott nicht der Herr sey, dem man in allem unterworfen und gehorsam sein müsse. Er ist der Vater der Lüge, weil er der Erste wart, der sie aus- sprach, und weil er viele verführt hat und leider noch verführt, daß auch sie diese Lüge aussprechen. Diese Lüge heißt sein Eigenthum, weil sie aus seiner mißbrauchten Freiheit kam, und ewig sein Wesen ausmacht. |
45. Wenn ich aber die Wahrheit rede, so glaubet ihr mir nicht. (47) | (47) Im Griech.: Jch aber, weil ich die Wahrheit rede, so glaubet ihr mit nicht. |
46. Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen? (48) Wenn ich euch die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht? | (48) Jesus erklärt sich hier selbst frei von Sünde, also für mehr als einen Menschen. Ich bin sündenfrei, also frei von Irrthum. Je reiner das Leben, desto mehr Wahrheit und Erkenntniß derselben ist in dem Menschen! |
47. Wer aus Gott ist,(49) der höret auf Gottes Wort; darum höret ihr nicht darauf, weil ihr nicht aus Gott seid.(50) | (49) Gotteskind ist -- das Gegentheil von Satanskind. S. oben B. 44. Note 42. Gotteskinder werden wir durch die göttliche Gnade, welche das Uebergewicht der bösen Begierlichkeit aufhebt, und durch die Heiligkeit und Gerechtigkeit uns zu Theilnehmern an der göttlichen Kindschaft macht. (50)Wer Götttiches in sich trägt, hört auch gerne Göttliches. Der irdisch Gesinnte, Böse, will nichts davon wissen. |
48. Da antworteten die Juden, und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samaritan bist, und einen Teufel hast?(51) | (51) Da du so feindselig gegen uns bist haben wir nicht Recht, dich einen Samariter zu nennen, einen Erbfeind der der Juden (S. Matth.10,5. Note 18)? Ja, da du so widersinnige Behauptungen vorbringst, und die Söhne des auserwählten Volkes Teufelskinder nennst, sind wir nicht berechtigt zu glauben, daß ein Teufel dich wahnsinnig gemacht habe? S. oben 7, 20. |
49. Jesus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, ihr aber entehret mich.(52) | )52=Daß ich euch die Wahrheit sage, hat nicht ein Teufel bewirkt, sondern mein Verlangen, den Vater durch Erfüllung meiner Pflicht zu ehren; und indem ich diese Pflicht erfülle, entehret ihr mich durch eure Beschimpfungen. |
50. Doch ich suche meine Ehre nicht; es ist einer, der suchet und richtet.(53) | (53)Der Vater wird die zu harter Strafe ziehen, die den Sohn geschmäht haben. |
51. Wahrlich, wahrlich, sag’ ich euch, wenn jemand meine Worte hält, wird er in Ewigkeit den Tod nicht sehen!(54) | (54)S. oben 5, 24. |
52. Da sprachen die Juden: Nun erkennen wir, daß du einen Teufel hast. Abraham und die Propheten sind gestorben, und du sagst: Wenn jemand meine Worte hält, der wird in Ewigkeit den Tod nicht kosten! | |
53. Bist du denn größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machest du aus dir selbst? | |
54. Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts; mein Vater ist es, der mich ehret, von welchem ihr saget, daß er euer Gott sei.(55) | (55)Ich könnte sagen, daß ich mehr als Abraham und die Propheten bin (B. 53.), aber ich will mich nicht selbst ehren, sondern euch an meinen Vater weisen (oben 5, 32.); dieser, den ihr euern Gott nennt, sagt euch in den Werken, die ich durch ihn verrichte, daß ich mehr als Abraham und die Propheten bin. Doch auch dieß führt euch nicht auf meine hohe Würde; denn ihr kennet den Vater nicht, und seid also auch blind für die Werke, die ich durch ihn wirke. S. das Folgende. |
55. Doch ihr kennet ihn nicht; ich aber kenne ihn, und wenn ich sagen wurde: Ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner, gleichwie ihr. Ich kenne ihn, und halte seine Worte.(56) | (56)S. oben 1, 18. 7, 28. 29. |
56. Abraham, euer Vater, hat frohlockt, daß er meinen Tag sehen werde; er sah ihn, und freute sich.(57) | (57) Als Abraham, euer Vater, noch auf Erden war, frohlockte er im Geiste, einst seine Erwartung, daß ich als Erlöser. kommen werde (1. Mos. 18, 18. 22, 18.), erfüllt zu sehen. Wirklich vernahm er auch an dem Orte, wo er mit allen dahingeschiedenen Frommnen auf meine Ankunft wartet, den Tag meiner Menschwerdung und Geburt, und freute sich. Abrahan, den ihr euern Vater nennet, freute sich; ihr, die ihr seine Kinder sein wollet, suchet mich zu tödtenl — |
57. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt, und hast Abraham gesehen?(58) | (58)Die Juden glaubten, Jesus wolle sagen, Abraham habe ihn in diesem Leben schon geschaut, und über seine Erscheinung sich gefreut. So verblendet ein verdorbenes Herz den Verstand! Jesus war damals etliche und dreißig Jahre alt. Die Juden überschätzten ihn an Jahren, nach einigen, weil er wegen der Strenge seines Lebens und der vielfältigen Mühsale und Leiden viel älter ausgesehen haben mußte, als er wirklich war. Nach andern wählten die Juden die Zahl fünfzig als die runde Zahl der Jubelperiode. Du hast noch kein halbes Jahrhundert, und willst so viele Hunderte von Jahren schon gelebt haben. Wieder nach andern stehen fünfzig Jahre sprüchwörtlich für das höhere Mannesalter, so daß der Sinn ist: Du bist noch ein junger Mann, und willst mit Abraham gelebt haben! |
58. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, sag’ ich euch, ehedenn Abraham ward, bin ich!(59) | (59)Dazu bemerkt der heilige Augustin: Ehe Abraham ward (verstehe: Mensch), bin ich, das göttliche Sein. Abraham ward als Geschöpf. Er sagte nicht: Ehe Abraham war, bin ich, sondern: ehe er ward; denn Abraham ward, Er ist. Er sagt auch nicht: Ehe Abraham ward, bin ich geworden; denn er ward nicht, sondern ist. Erkenne den Schöpfer, und unterscheide das Geschöpf! Der da sprach, ist wohl Same Abrahams geworden, aber damit Abraham würde, ist er vor Abraham gewesen. |
59. Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen;(60) Jesus aber verbarg sich, und ging aus dem Tempel hinaus.(61) | (60)An dem Orte, wo Jesus war, lagen Steine, die zur Vollendung des Tempels hingebracht waren (s. oben 2, 20.). Daß er sich den ewigen Sohn Gottes genannt, dünkte ihnen Gotteslästerung, worauf die Steinigung gesetzt war (3. Mos. 24, 15. 16.). —— (61)Das Griech. setzt in einigen Handschriften bei: Mitten durch sie hingehend entkam er. Jesus entkam auf wunderbare Weise, ob dadurch, daß er sich unsichtbar machte, oder daß die Steine ihn nicht trafen, und die Juden innerlich abgehalten wurden, ihn zu ergreifen, läßt sich aus dem Texte nicht abnehmen. |
Der Blindgeborene wird sehend, und die Sehenden werden blind.
Gleichniß vom guten Hirten und vom Mietlinge. Die Juden fragen Jesus, ob er der Messias sey. Er bejaht es und sie wollen ihn steinigen.
Die auferweckung des Lazarus. Die Juden halten Rath, wie sie Jesum tätden könnten. Kaiphas weissagt.
Maria salbet Jesum. Die Juden wollen den Lazarus tötden. Einzug Jesu in Jerusalem. Heiden wollen Jesum sehen. Die Frucht des Todes Jesu. Stimme vom Himmel. Unglaube der Juden. Das Wort Gottes ist der Richter
Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße, weissagt die Verräterei des Judas, und gibt das neue Gebot der Liebe.
Jesus bereitet uns Wohnungen. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wer ihn sieht, der sieht den Vater. Er gewährt, um was in seinem Namen gebeten wird. Kennzeichen der Liebe. Verheißung des heiligen Geistes. Ermahuung zur Beobachtung der Gebote. Der heilige Geist lehrt alles. Der Friede Gottes. Liebe und Gehorsam Jesu.
Christus der Weinstock; seine Jünger die Reben. Er ermahnt zur Beständigkeit, Liebe, Geduld in den widerwärtigkeiten, und verspricht abermal den heiligen Geist.
Jesus weissagt seinen Jüngern Verfolgung und Trübsal, wiederholt die Vertheißung des heiligen Geistes und
und künftigen Glückseligkeit der Apostel. Glaube der Apostel an Jesum, und Vorhersagung ihrer Flucht.
und künftigen Glückseligkeit der Apostel. Glaube der Apostel an Jesum, und Vorhersagung ihrer Flucht.
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Jesus im Garten; wird gefangen und zu Annas geführt. Petrus folgt ihm. Jesus vor Kaipphas. Petrus verleugnet ihn
Jesus vor Pilatus. Barabbas wird ihm vorgezogen.
Jesus vor Pilatus. Barabbas wird ihm vorgezogen.
Kommentare und Verweise | |
1. Als Jesus dieß gesagt hatte, begab er sich mit seinen Jüngern über den Bach Cedron, (1) wo ein Garten war, in welchen er mit seinen Jüngern ging. | 2. Kön. 15,23. Matth. 26, 36. Marc. 14, 32. Luc. 22, 39. (1) Der Bach Cedron fließt östlich von Jerusalem, zwischen dieser Stadt und dem Ölberge |
2. Es wußte aber auch Judas, der ihn verieth, den Ort: denn Jesus war oft mit seinen Jüngern dahin gekommen. | |
3. Da nun Judas die Wache, (2) und von den Hohenpriestern und Pharisäern die Diener zu sich genommen hatte, kam er dahin mit Laternen, Fackeln und Waffen. | (2) einen Theil der römischen Besatzung, die in der Burg Antomia lag. Matth. 26, 47. Marc. 14, 48. Luc. 22, 47. |
4. Jesus aber, der alles wußte, was über ihn kommen sollte, trat hervor, und sprachzu ihnen: Wen suchet ihr? | |
5. Sie antworteten ihm: Jesum von Nazareth. Jesus sprach zu ihnen: Ich bin es! Es stand aber auch Judas, der ihn verrieth bei ihnen. | |
6. Als er nun zu ihnen sprach: Ich bin es! da wichen sie zurück, und fielen zu Boden. (3) | (3) Sieh du den warnenden Blick des barmherzigen Herrn, den drohend geschwungenen Finger des Richters! Aber wie Judas bei den Worten des Herrn verstockt blieb, so verharrte die zu Boden gestürzte Schar in ihrer Gesinnung. |
7. Da fragte er sie wiederum: Wen suchet ihr? Sie aber sprachen: Jesum von Nazareth. | |
8. Jesus antwortete: Ich habe es euch gesagt, daß ich es bin; wenn ihr also mich suchet, so lasset diese gehen. (4) | (4) Jesus befiehlt, und es geschieht. |
9. Damit das Wort erfüllet würde, welches er gesprochen hatte: Die du mir gegeben hast, keinen von ihnen habe ich verloren.(5) | (5) Wären die Jünger mitgefangen worden, so würden vielleicht alle bei ihrem noch sehr schwachen Glauben Jesum verleugnet haben. Ob. 17, 12. |
10. Simon Petrus aber zog das Schwert, das er hatte, schlug den Knecht des Hohenpriesters, und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Der Name des Knechtes aber war Malchus. | |
11. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, nicht trinken? | Matth. 20, 22. 26, 42. |
12. Die Wache aber, der Oberhauptmann und die Diener der Juden ergriffen Jesum und banden ihn. | |
13. Und sie führten ihn zuerst zu Annas; denn er war der Schwiegervater des Kaiphas, welcher in diesem Jahre Hoherpriester war.(6) | (6) Einige glauben, Annas und Kaiphas haben in einem und demselben Hause gewohnt. So konnte man Annas, der vor Kaiphas Hoherpriester war, anstandshalber wohl nicht übergeben. Nach dem heiligen Augustin war das Haus des Annas an dem Wege, worauf sie Jesum führten, gelegen. Luc. 3,2. Matth. 26, 3. |
14. Es war aber Kaiphas derjenige, welcher den Juden den Rath gegeben hatte: Es ist gut, wenn Ein Mensch für das Volk stirbt. | Ob. 11, 49. |
15. Simon Petrus aber und ein anderer Jünger (7) folgten Jesu nach. Jener Jünger war dem Hohenpriester bekannt, und ging mit Jesu in den Vorhof des Hohenpriesters. | (7) Dies war wahrscheinlich Joannes, der sich gerne so bezeichnet. S.oben 13,23. Unten 20, 2.3. |
16. Petrus aber stand draußen vor der Thüre. Da ging der andere Jünger welcher dem Hohenpriester bekannt war, hinaus redete mit der Thürhüterin, und führte Petrus hinein. (8) | (8) in den Vorplatz vor dem Verhörsaale. |
17. Da sprach die Magd, die Thürhüterin zu Petrus: Bist du auch etwa aus den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin es nicht. (9) | (9) Die erste Verleugnung des Petrus also während des Verhöres bei Annas vor. Die übrigen Evangelisten stellen die drei Verleugnungen als gleichartige Begebenheit zusammen in die Zeit des Verhöres bei Kaiphas, welches sie allein anführen, weil es das entscheidende war. Vgl. Matth.26, 69. ff. und die Noten. |
18. Es standen aber die Knechte und die Diener am Kohlenfeuer, und wärmten sich denn es war kalt; (10) auch Petrus stellte sich zu ihnen, und wärmte sich. | (10) Im Griech.: Diener, die ein Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich. Die Frühlingsnächte sind in Palästina kalt. |
19. Der Hohepriester aber fragte Jesum über seine Jünger und über seine Lehre. | |
20. Jesus antwortete ihm: ich habe öffentlich vor der Welt geredet; ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen; und ich habe nichts im Verborgenen geredet. | |
21. Was frägst du mich? Frage diejenigen, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe. (11) | (11) Jesus wollte andere statt seiner Zeugen lassen. |
22. Als er aber dieses gesagt hatte, gab einer von den Dienern, der dabei stand, Jesu einen Backenstreich, und sprach: Antwortest du so dem Hohenpriester? | |
23. Jesus antwortete ihm: Habe ich ungerecht geredet, so beweise, daß es Unrecht sey; habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich? | |
24. Und Annas schickte ihn gebunden zum Hohenpriester Kaiphas. | Matth. 26, 57. Marc. 14, 53. Luc. 22,54. |
25. Simon Petrus aber stand da, und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist etwa auch du einer von seinen Jüngern? Er leuguete es, und sprach: Ich bin es nicht. | |
26. Einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauten hatte, sprach zu ihm: Hab ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen? | |
27. Da leugnete Petrus wieder; (12) sogleich krähte der Hahn. | (12) zum drittenmale. |
28. Sie führten Jesum von Kaiphas in das Gerichtshaus. (13) Es war früh Morgens. Sie gingen aber nicht in das Gerichtshaus hinein , damit sie nicht verunreiniget würden, sondern die Ostermahlzelt essen könnten. (14) | (13) in die Wohnung des römischen Landpflegers Pilatus. (14) Das Osterlamm hatten sie schon am Vorabende des Festes, Donnerstags Abends, gegessen (sieh Matth.26. Note 31. C. 28. Note 1. Marc. 11. Note 10.). Am Festtage selbst, 15. Nisan, und die übrigen Ostertage hindurch, wurden noch andere Opfer geschlachtet, die man ebenfalls Osteropfer (Pascha) hieß, und in gemeinschaftlichen Mahlzeiten verzehrte (vergl. 5.Mos. 16, 2.). Um dabei rein zu sein, durften sie nicht in das Haus des heidnischen, und insoferne unreinen Landpflegers gehen. |
29. Pilatus ging also zu ihnen hinaus, und sprach: Welche Anklage habt ihr wider diesen Menschen? | |
30. Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Wenn dieser kein Missethäter wäre, so würden wir ihn dir nicht überliefert haben. | |
31. Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin, und richtet ihn nach euerm Gesetze! Die Juden aber sagten zu ihm: Uns ist nicht erlaubt, jemanden zu tödten. (15) | (15) Todesurtheile durften im ganzen römischen Reiche nur der Kaiser, und in seinem Namen die Statthalter der Provinzen aussprechen und vollziehen. |
32. Damit das Wort Jesu erfüllet würde, das er gesagt, um anzudeuten, welches Todes er sterben werde. (16) | (16) denn er hatte vorhergesagt, daß er den Heiden ausgeliefert, und durch sie gekreuzigt werde. S. Matth. 20,19. Marc. 10, 33. 34. Luc. 18, 32. 33. Oben 12,32.33. |
33. Da ging Pilatus wieder in das Gerichtshaus hinein, rief Jesum, und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden?(17) | Matth. 27, 11. Marc. 15, 2. (17) Dieß hatten die Juden mit in die Anklage gebracht. S Luc. 23,2. |
34. Jesus antwortete: Sagst du dieses von dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt? (18) | (18) Jesus trägt nicht, um etwas zu erfahren, sondern will damit sagen: Du sprichst dieses nicht von dir selbst, sondern weil andere dir es gesagt haben. |
35. Pilatus antwortete: Bin ich denn ein Jude? (19) Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überliefert; was hast du gethan? | (19) um zu wissen, ob du gerechte Ansprüche auf die Königswürde machest |
36. Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. (20) Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so würden wohl meine Diener streiten, daß ich den Juden nicht überliefert würde. Nun aber ist mein Reich nicht von hier, ein geistiges und insofern überirdiches. | (20) Mein Reich ist nicht von der Art, wie die irdischen Königsreiche, sondern ein geistiges und insofern überirdisches. |
37. Da sprach Pilatus zu ihm: Also bist du ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren, und dazu in die Welt gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe. (21) Wer immer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme (22) | (21) daß ich die Wahrheit verkündige und durch mein heiliges Leben und wunderbares Wirken bekräftige. (22) Aus der Wahrheit sein ist soviel als: aus Gott sein. Sieh darüberer ob. 8, 47. und die Noten. |
38. Pilatus sprach zu ihm: Was ist Wahrheit? (23) Und da er dieß gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden, und sprach zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. | (23) aus dieser Frage geht hervor, daß Pilatus die ganze Angelegenheit für geringfügig hielt und keiner weiteren Beachtung werth. Es ist als ob der weltliebende Römer sagte: Was Wahrheit! Was sinnlich angenehm, das ist wahr; alles andere ist Hirngespinnst und Grille; um dieser Willen aber einen Menschen zu tödten, thut nicht Noth. |
39. Es ist aber bei euch Gewohnheit, daß ich euch am Osterfeste einen losgebe. wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden losgebe? | Matth 27,15. Marc. 15,6. Luc. 23,17. |
40. Da schrien sie wieder alle, und sprachen: Nicht diesen, sondern den Barabbas. Barabbas aber war ein Mörder. |
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Geislung und Krönung. Pilatus sucht Jesum zu retten, verurteilt ihn aber aus Menschenfurcht,
Ausführung und Kreuzigung. Joannes und Maria unter dem Kreuze. Durst Jesu; sein Tod.Seine Seite wird geöffnet. Joseph und Nicrodemus besorgen sein Begräbniß.
Ausführung und Kreuzigung. Joannes und Maria unter dem Kreuze. Durst Jesu; sein Tod.Seine Seite wird geöffnet. Joseph und Nicrodemus besorgen sein Begräbniß.
Kommentare und Verweise | |
1. Da ließ Pilatus Jesum nehmen und geißeln. | Matth. 27, 27. Marc. 15, 16. |
2. Und die Soldaten flochteu eine Krone von Dornen, und setzten sie auf sein Haupt, legten ihm einen Purpurmantel um, | |
3. und traten zu ihm, und sprachen: (1) Sey gegrüßt, du König der Juden! Und sie gaben ihm Backenstreiche. | (1) Die Worte: und traten zu ihm, sind nicht im Griechischen. |
4. Da ging Pilatus wieder hinaus, und sprach zu ihnen: Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde.(2) | (2) Sehet, ich hab ihn geißeln lassenn, und führe heraus, damit ihr erkennen sollet, daß ich ihn für genug gestraft halte und keine Todesschuld an ihm finde. |
5. (Jesus also ging hinaus, und trug die dörnere Krone und den Purpurmantel.) Und er (3) sprach zu ihnen: Welch ein Mensch! (4) | (3) Pilatus (4) Sehet den Unglückliches, schon zu hart gestraften! Habt Mitleid! |
6. Als ihn aber dir Hohenpriester und Diener sahen, schrieen sie, und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Pilatus sprach zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin, und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm. | |
7. Die Juden antwortetem ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetze (5) muß er sterben; denn er hat sich selbst zum Sohne Gottes gemacht. | (5) Im Griech.: nach unserm Gesetze. Vergl. 3.Mos.24,16. |
8. Als nun Pilatus diese Rede gehört, fürchtete er sich noch mehr. (6) | (6) Pilatus nahm anfangs die Sache leichtfertig (Ob. 18, 38.); aber schon der Anblick des gegeißelten Jeju brachte ihn zu ernsten Gedanken, und stimmte sein Herz zum Mitleiden um. Nun, da er von einem Sohne Gottes hörte, auch seine Frau ihn vor dessen Verurtheilung warnte, ward er noch mehr betroffen, und ehrfurchtsvolle Scheu befiel ihn. Nach dem heidnischon Aberglauben, von dem sich auch die gebildeten Römer und Griechen nicht ganz frei machen konnten, wandelten die Götter in Menschengestalt unter den Menschen, und hatten Söhne und Töchter, sogenannte Halbgötter (vergl. Apostg. 14, 11. 28, 6.). Wenn Jeus so ein Halbgott wäre, welche Strafe würde ich, mochte Pilatus gedacht haben, zu gewärtigen haben? |
9. Und er ging wieder in das Gerichtshaus, und sprach zu Jesu: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. | |
10. Da sprach Pilatus zu ihm: Mit mir redest dn nicht? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben? | |
11. Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben herab gegeben wäre; darum hat der, welcher mich dir überlieferte, eine größere Sünde. (7) | (7) Deine Macht über mich kommt von Gott; denn es ist Gottes und mein Wil1e, daß ich den Kreuzestod sterbe. Dessenungeachtet aber bist du nicht schuldlos; denn du solltest meinen ungerechten Anklägern widerstehen. Indessen haben die noch eine größere Sünde auf sich als du. Die Juden sündigten aus Bosheit; Pilatus aus Schwäche. |
12. Von nun an (8) suchte Pilatus ihn loszugeben. Die Juden aber schrieen, und sprachen: Wenn du diesen losläßt, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn jeder, der sich zum Könige macht, widersetzt sich dem Kaiser. | (8) Andere geben: deßwegen |
13. Als aber Pilatus diese Worte gehört hatte, führte er Jesum hinaus, und setzte sich auf den Richterstuhl, an dem Orte, der Lithostrotos, auf hebräisch aber Gabbatha genannt wird. (9) | (9) Das griechische Wort Lithostrotos bedeutet einen mit grfärbten kleinen Steinen ausgelegten Boden. Dieser Boden war wahrscheinlich um den Richterstuhl herum etwas erhöht, und hieß darum in der damaligen hebräischeu (eigentlich aramäischen) Landessprache: Gabbatha, d. i. Anhöhe, gewölbter Ort |
14. Es war aber der Rüsttag des Osterfestes (10), so ungefähr die sechste Stunde, (11) und er sprach zu den Juden: Sehet, euer König! (12) | (10) der Vorbereitungsort auf den Sabbath in der Osterwoche. S. Marc. 15, 42. Matth. 28, 1. und die Note. (11) d. i. der Anfang der sechsten Stunde. Daß es ursprünglich »die dritte Stunde« geheißen habe, wie bei Marcus, läßt sich nicht hinlänglich beweisen, und es anzunehmen ist auch gar nicht nötig, da sich die sechste Stunde sehr wohl mit der dritten bei Marcus vereinigen läßt. S. Marc. 15. Note 5. (12) Sehet, ein solcher nennt sich euern König, könnt ihr von so einem Verlassen fürchten, daß er der öffentlichen Ordnung gefährlich werde? |
15. Sie aber schrieen: Hinweg! Hinweg! Kreuzige ihn! Pilatus sprach zu ihnen: Euern König soll ich kreuzigen? (13) Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, als den Kaiser. (14) | (13) Dieß scheint Pilatus mit einigem Spotte gegen die Juden gesagt zu haben. (14) Vergl. Zachar. 11 Note 8. |
16. Da übergab er ihnen denselben, daß er gekreuzigt würde. Sie übernahmen also Jesum, und führten ihn hinaus. | |
17. Und er trug sein Kreuz, und ging hinaus zu dem Orte, den man Schädelstätte nennt, auf hebräisch aber Golgatha. | Matth. 27, 33. Marc. 15,22. Luc. 23, 38. |
18. Da kreuzigten sie ihn, und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesum aber in der Mitte. | |
19. Pilatus aber hatte ach eine Überschrift geschrieben, und auf das Kreuz gesetzt. Es war nämlich geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. | |
20. Diese Ueberschrift nun lasen viele von den Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben auf hebräisch griechisch und lateinisch. (15) | (15) damit alle es lesen könnten. Die hebräische Sprache war die Landessprache; die lateinische die des Volkes, welches über die Juden herrschte, und die griechische die der Juden, welche außerhalb Palästina wohnten, und des Festes wegen in Jerusalem waren. Die heiligen Väter glauben, daß damit angedeutet werden sollte, Christus sey für alle gestorben, und rufe alle Völker zu seinem Glauben. Unter den drei vorzüglichsten Völkern jener Zeit, den Juden, Römern und Griechen seyen nämlich alle übrigen mit verstanden gewesen. |
21. Da sprachen die Hohenpriester de Juden zu Pilatus: Schreibr nicht: der König der Juden, sondern, daß er gesagt habe: Ich bin der König der Juden. | |
22. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. | |
23. Nachdem nun die Soldaten Jesum gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider (und machten vier Theile daraus, für jeden Soldaten einen Theil), und den Rock. Der Rock aber war ohne Nath, von oben an durchaus gewebt. | Matth. 27, 35. Marc. 15, 24. Luc. 23, 34. |
24. Da sprachen sie zu einander: Wir wollen diesen nicht zerschneiden, sondern das Loos darüber werfen, wessen er seyn soll. Damit die Schrift erfüllet würde, welche sagt: Sie theilten meine Kleider unter sich, und über mein Gewand warfen sie das Loos. (16) Und die Soldaten thaten dieses. | (16) S. Ps. 21, 19. Einige heilige Väter finden in den vier Theilen auf geheime Weise angedeutet die vier Weltgegenden, die zur Theilnahme an der Gnade Christi berufen sind; in dem Rocke (Unterkleide) die Einheit den Glaubens und der Liebe, den Grund des christlichen Lebens. |
25. Es stand aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter, und die Schwester (17) seiner Mutter, Maria, die Frau des Clrophas, (18) und Maria Magdalena. (19) | (17) Verwandte. (18) des Alphäus (Matth. 10, 3.), die Mutter des heiligen Apostels Jacobus, des Jüngern, und des Judas Thadäus. (19) Nach den andern Evangelisten ( Matth. 27, 55. Marc. 15, 40. Luc. 23, 49.) standen die Frauen in der Ferne. Joannes beschreibt einen andern Moment, da die obengenannten Frauen zum Kreuze hingetreten waren. Maria und Joannes mußten sehr nahe gestanden seyn, um die Worte Jesu zu verstehen. |
26. Da nun Jesus seine Mutter, und den Jünger, den er liebt, stehen sah, sprach er zu seiner Mutter : Weib, siehe, dein Sohn! | |
27. Hierauf sprach er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! (20) Und von derselben Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. | — (20) Was während (eines irdischen Lebens Jesus seiner Mutter und sie ihm war, soll Joannes ihr und sie ihm von nun an seyn. Jesus erfüllte die Pflicht eines dankbaren Sohnes, indem er für sie zeitlichen Angelegenheiten seiner Mutter sorgte. Er gibt ihr eine Hilfsquelle in der Person seines geliebten Jüngers Joannes, den er wie durch ein Testament Marien hinterläßt. Die heiligen Väter, und besonders der heilige Augustin bemerken, dass durch den heiligen Joannes hier alle Kinder der Kirche vorgebildet werden, und daß Jesus in der Person dieses Apostels allen Gläubigen Maria zur Mutter gegeben habe. |
28. Darnach, da Jesus wußte, daß alles vollbracht sey, sprach er , damit die Schrift erfüllet würde: Mich dürstet. (21) | (21) Sein Durst war vorhergesagt Ps. 68, 22. |
29. Es stand aber ein Gefäß voll Essig da. Und sie füllten einen Sehwamm mit Essig, steckten ihn auf einen Bsopstengel, und brachten ihn an seinen Mund. | |
30. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte sein Haupt, und gab den Geist auf. | |
31. Die Juden aber, damit die Körper am Sabbate nicht am Kreuze blieben, weil es der Rüsttag war (denn jener Sabbat war ein großen Fest), (22) baten den Pilatus, dass ihre Beine gebrochen, und sie abgenommen werden möchten. | — (22) weil es der Ostersabbat war. S. Matth. 28, 1. und die Note |
32. Da kamen die Soldaten, und zerbrachen die Beine des ersten und des andern, der mit ihm gekreuzigt worden war.(23) | (23) Man hat dies, um ihres Todes sicher zu seyn. |
33. Als sie aber zu Jesu kamen, und sahen, daß er schon gestorben sey, zerbrachen sie seine Beine nicht, | |
34. sondern einer von den Soldaten öffnete seine Seite mit einem Sperre, und sogleich kam Blut und Wasser heraus! (24) | —— (24) Der Soldat stieß wahrscheinlich in die linke Seite, den Sitz des Herzens, so daß jede Lebenskraft, wenn eine noch vorhanden gewesen wäre, hätte verschwinden müssen. Jesus hatte durch die Geißlung, Krönung und Kreuzigung beinahe alles Blut seines Körpers verloren; der Herzstoß nahm ihm noch sein Herzblut und mit diesem floß Wasser aus der Wunde. In beiden, dem Wasser und dem Blute, erblicken mehrere heilige Väter die geheimnisvolle Andeutung der beiden heiligen Sakramente des Altars und der Taufe, als der vorzüglichen Gaben seines durch den Tod der Liebe gebrochenem Herzens |
35. Und der dies gesehen hat, legt Zeugniß davon ab, und sein Zeugnis ist wahrhaftig. Und er weiß, daß er Wahres sagt, damit auch ihr glaubet. | |
36. Denn dies ist geschehen, damit Schrift erfüllet würde: Ihr sollet an ihm kein Bein zerbrechen. (25) | (25) Die wurde buchstäblich von dem Osterlamme gesagt, welches das prophetische Vorbild Jesu Christi war. S. 2. Mos. 12, 46. 4. Mos. 9, 12. |
37. Und wieder eine andere Schriftstelle spricht: Sie werden sehen, wen sie durchbohrt haben. (26) | (26) Siehe die Erklärung dieser prophetischen Stelle im Zusammenhange bei Zachar. 12, 10. |
38. Nach diesem aber bat Joseph von Arimathäa (der ein Jünger Jesu war, aber ein heimlicher aus Furcht vor den Juden) den Pilatus, daß er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam also, und nahm den Leichnam Jesu ab. | Matth. 27, 57. Marc. 15, 43. Luc. 23, 50. |
39. Es kam aber auch Nicodemus, welcher vormals bei der Nacht zu Jesu gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, gegen hundert Pfund. (27) | (27) Von der Aloe, einem Baume, kommt des wohlriechende Holz, welches zum Räuchern und Einbalsamieren der Leichen gebraucht wurde. Es war um diese Zeit Sitte, daß man die Leichnahme mit Specereien verschwenderisch belegte. Bei dem Leichenbegräbnis des Königs Herodes wurden sie von 600 Knechten getragen, daher hier 100 Pfund wohl verwendet werden konnten. |
40. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und wickelten ihn sammt den Specereien in leinene Tücher ein, wie es die Sitte der Juden beim Begraben ist. | |
41. Es war aber an dem Orte, wo er gekreuzigt war, ein Garten, und in dem Garten ein neues Grab, in welches noch niemand gelegt worden war. | Matth. 27, 60. |
42. Dorthin legten sie Jesum wegen des Rüsttages der Juden; denn das Grab war in der Nähe. (28) | (28) der schon eintretende große Sabbatverbot die weitere Zubereitung, die Salbung mid vollkommene Bestattung; daher legte ihn Joseph einstweilen in sein ganz nahe bei bei Golgatha gelegenes Grab. Erst nach dem Sabbat sollte er gesalbt werden , und dies Geschäft wollten amersten Wochentag wirklich die Frauen vornehmen S. Marc. 16, 1. |
Maria Magdalena geht zum Grabe und bringt dem Petrus und Joannes die Nachricht, daß das Grab leer sey, worauf diese dahin gehen. Eßngel und Jeus erscheinen der Magdalena. Jesus erscheint den Aposteln, und ertheilt ihnen den heiligen Geist. Jesus erscheint wieder den Aposteln. Thomas sieht und glaubt.
Jesus erscheint den Jüngern am See von Tiberias. Wunderbarer Fischfang. Jesus überträgt dem Petrus das oberste Hirtenamt, und weissagt ihm den Kreuzestod. Petrus frägt um das Schicksal des Joannes, und wird zurechtgewiesen. Schluß.
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