Vorbericht
zu dem heiligen Evangelium Jesu Christi nach Lucas
Lucas, eigentlich Lucanus, wie selbst einige Handschriften haben, war ein heidnischer Arzt (Col. 4, 14.)
und aus Antiochien gebürtig, wie Hieronymus und Eusebius berichten.
Paulus soll ihn zu Antiochien zum Christenthume bekehrt, und als
Gefährten auf seine Reisen mit sich genommen haben. Soviel ist gewiß,
daß er schon bei Paulus war, als dieser Apostel von Troas abschiffte;
denn Lucas setzt sich, da er in seiner Apostelgeschichte (16, 8. 9. 10.)
davon spricht, unter die Reisegefährten. Eine beinahe
allgemein im
Alterthume angenommene Meinung ist, daß Lucas an der Seite des heiligen
Paulus, unter äußerer Anleitung dieses Lehrers und innerer Erleuchtung
des göttlichen Geistes, sein Evangelium geschrieben habe. Weniger
übereinstimmend sprechen die alten Kirchenschriftsteller von der Zeit
und dem Orte der Abfassung. Daß das Evangelium nicht vor dem Jahre 60
und nicht nach dem Jahre 70 verfaßt und ausgegeben wurde, kann man als
gewiß annehmen; denn dahin stimmen die bewährtesten Zeugnisse zusammen.
Was den Inhalt betrifft, so gibt Lucas mehreres, was in den zwei
vorhergehenden Evangelien nicht aufgezeichnet wurde. Ihm verdanken wir
die meisten Nachrichten von der jungfräulichen Mutter des Herrn, die
Gleichnisse von dem barmherzigen Samaritan, von dem reichen Manne und
armen Lazarus, vom verlorenen Sohne, vom betenden Pharisäer und Zöllner,
und manches andere. Als Ort der Abfassung nennen einige Achaia in
Griechenland, andere mit mehr Wahrscheinlichkeit Rom. Von den sonstigen
Lebensumständen des heiligen Evangelisten ist wenig Sicheres bekannt.
Nicephornus, der aus alter Ueberlieferung schöpfte, sagt bestimmt, daß
Lucas auch ein Maler gewesen sei. Daß er ein sehr hohes Alter erreicht
habe, erhellt aus allen Nachrichten, und einige alte
Martyrer-Verzeichnisse melden, daß er den Glauben mit seinem Blute
besiegelt habe.
(aus der Heiligen Schrift aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu
übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz
Allioli mit Approbation des apostolischen Stuhles Achte Auflage der
Ausgabe mit zur Seite stehendem lateinischen Urtext der Vulgata. 2.
Auflage. München und Landshut. Vogelsche Verlagsbuchhandlung 1854 )
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