Dritter Theil - Siebentes Hauptstück
Vom sechsten Gebote. - Du sollst nicht ehebrechen
I. Was dieses Gebot betreffe, und wie es vom Seelsorger behandelt werden soll.
Vom Ehebruch muss gründlich und mit Vorsicht gesprochen werden.
Weil das Band zwischen Mann und Weib so enge ist, und beiden nichts
angenehmeres zu Theil werden kann, als das Bewusstseyn , dass sie sich
gegenseitig mit besonderer Liebe umfassen, und im Gegentheile nichts lästiger,
als wenn die ihnen schuldige und rechtmässige Liebe einem Andern zugewendet
wird, so folgt mit Recht und Fug jenem Gesetze, welches das Leben des Menschen
vor Mord schützt, dieses, welches vom Ehebrüche handelt, auf dass Niemand wagen
sollte, jene heilige und ehrwürdige eheliche Verbindung, aus der eine grosse
Kraft der Liebe hervorzugehen pflegt, jemals durch das Verbrechen des Ehebruches
zu verletzen oder zu zerreissen. Jedoch sey der Seelsorger in Erklärung dieses Gegenstandes sehr vorsichtig und klug, und rede von der Sache mit verblümten Worten, da sie vielmehr Mässigung als eine weitschichtige Darstellung verlangt. Denn es ist zu befürchten, er möchte, wenn er zu weitläufig und wortreich zu erklären sich bestrebt, wie die Menschen die Vorschrift dieses Gebotes übertreten, auf solche Ausdrücke verfallen, wodurch eher Stoff zur Aufregung der Begierlichkeit, als ein Grund, sie zu unterdrücken, gegeben würde.
zu verletzen oder zu zerreissen. Jedoch sey der Seelsorger in Erklärung dieses Gegenstandes sehr vorsichtig und klug, und rede von der Sache mit verblümten Worten, da sie vielmehr Mässigung als eine weitschichtige Darstellung verlangt. Denn es ist zu befürchten, er möchte, wenn er zu weitläufig und wortreich zu erklären sich bestrebt, wie die Menschen die Vorschrift dieses Gebotes übertreten, auf solche Ausdrücke verfallen, wodurch eher Stoff zur Aufregung der Begierlichkeit, als ein Grund, sie zu unterdrücken, gegeben würde.
II.Welche Befehle in diesem Gebote enthalten seyen.
Weil aber in diesem Gebote vieles enthalten ist, was nicht
übergangen werden darf, so soll diess von den Seelsorgern an seinem Orte
erkläret werden. Es fasst zwei Begriffe in sich: erstens wird dadurch der
Ehebruch verboten; zweitens bedeutet es, Keuschheit der Seele und des Leibes zu
bewahren.
III. Was unter dem Namen Ehebruch verboten werde.
Um mit dem, was verboten ist, den Unterricht zu beginnen: der
Ehebruch ist eine Verletzung des rechtmässigen Ehebettes, mag es ein fremdes,
oder das eigene seyn. Wenn ein Ehemann mit einer ledigen Weibsperson zu thun
hat, verletzt er sein eigenes Ehebett; vergeht sich aber eine ledige Mannsperson
mit einem Eheweibe, so wird dadurch ein fremdes Ehebett befleckt. Nach dem
Ausspruche des h. Ambrosius und Augustinus [Sup. Exod. q. 71.] wird durch dieses Verbot des
Ehebruches alles untersagt, was unanständig und schamlos ist. Dass diese Worte
in dieser Bedeutung genommen werden müssen, kann man aus den heiligen Schriften
des alten und neuen Testamentes schliessen; denn ausserdem Ehebruche werden bei
Moses auch die übrigen Arten von Ausschweifung bestraft.
IV. Verschiedene Arten von Unkeuschheit, die in den heiligen Schriften auf gezählet werden.
Bekannt ist dasUrtheil des Juda über seine Schnur. [Gen. 38,24] Es steht im
Deuteronomium [Deut. 23,17]
jenes klare Gesetz des Moses, dass keine von den Töchtern Israel eine
Hure seyn soll. Wir haben ferner die Ermahnung des Tobias [Tob. 4,13] an seinen Sohn:
Hüte dich mein Sohn vor aller Unkeuschheit, und lass neben deinem Weibe nie ein
Laster von dir hüten. Ebenso spricht der Ecclesiastikus: Schämet euch, nach einer Hure zu blicken. [Eccl. 41, 21.25.] Auch im Evangelium spricht Christus der
Herr: Aus dem Herzen kommen Ehebrüche und Hurereien, welche
die Menschen verunreinigen. [Matth. 15,19]
Der heilige Apostel Paulus aber verwünschet dieses Laster oftmals mit
vielen und sehr ernsten Worten: Das ist, sagt er, der Wille
Gottes, eure Heiligung, und dass ihr euch von der Unzucht enthaltet.
[1. Thess. 4,3] Und, fliehet die Hurerei. [1. Cor. 6,18]
Und, dass ihr mit Huren keine Gemeinschaft habet.
[1. Cor. 5,9] Hurerei
aber und jede Unreinigkeit oder Geiz werde unter euch nicht einmal genannt.
[Ephes. 5,3] Und, weder
Hurer noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder... werden das Reich
Gottes besitzen. [1. Cor. 6,9.10]
V. Warum in diesem Gebote vorzüglich des Ehebruches Erwähnung gethan wird.
Vorzüglich aber wurde desswegen der Ehebruch ausdrücklich verboten,
weil er ausser der Schändlichkeit, die er mit den übrigen Arten von
Ausschweifung gemein hat, auch noch nicht nur mit einer Sünde gegen den
Nächsten, sondern auch gegen die bürgerliche Gesellschaft verbunden ist. Dann
ist auch gewiss, dass derjenige, welcher sich von der Schwelgerei in den übrigen
Arten der Unkeuschheit nicht enthält, gar leicht in das Laster des Ehebruches
verfällt.
Daher ersehen wir aus diesem Verbote des Ehebruches klar, dass jede
Art von Unkeuschheit und Schamlosigkeit, wodurch der Körper befleckt wird,
verboten sey; ja dass dieses Gebot jede Begierlichheit des Herzens
untersage, zeigt der Begriff des Gesetzes selbst, da es geistig ist, was
Christus der Herr mit folgenden Worten lehrte: Ihr habt
gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: du sollst nicht ehebrechen! Ich
aber sage euch, dass ein Jeder, der ein Weib mit Begierde nach ihr ansieht,
schon die Ehe mit ihr gebrochen hat in seinem Herzen. [Matth. 5,26.27]Diess ist nach unserm Dafürhalten den Gläubigen öffentlich
vorzutragen; doch mag noch hinzugefügt werden, was die heilige Synode von Trient
gegen die Ehebrecher und gegen die, welche schlechte Weibsbilder und Konkubinnen
unterhalten, beschlossen hat, mit Umgehung vieler anderer und manigfaltiger
Arten von Unzucht und Geilheit, worüber der Seelsorger Jeden unter vier Augen
ermahnen soll, wie es Zeit und Personen erfordern. Es trifft nun, von dem zu
reden, was dieses Gebot befiehlt.
VI. Was ausser jenem, was verboten ist, hier nothwendig zu beobachten vorgeschrieben sey.
Die Glaubigen sollen belehret, und dringend ermahnet werden,
Schamhaftigkeit und Keuschheit eifrig zu bewahren, sich von aller Unreinheit des
Leibes und des Geistes zu reinigen, und ihre Heiligung in der Furcht Gottes zu
vollenden. Besonders aber sollen sie erinnert werden, es leuchte zwar die Tugend
der Keuschheit bei jener Gattung von Menschen mehr hervor, welche den so schönen
und wirklich göttlichen Entschluss der Jungfrauschaft heilig und gewissenhaft
halten, jedoch sey es auch ihre Pflicht, mögen sie nun ein eheloses Leben
führen, oder verheirathet seyn, sich von der verbotenen Lust rein und schuldlos
zu bewahren.
VII. Was der vorzüglich betrachten müsse, der seine unreinen Begierden bezähmen will.
Die heiligen Väter haben vieles vorgetragen, wodurch wir belehret
werden, die unreinen Begierden im Zaume zu halten, und die Wollust zu
unterdrücken. Dieses soll der Seelsorger dem Volke genau erklären,und auf diese Abhandlung sehr grossen Fleiss verwenden. Diese
Mittel bestehen theils in Betrachtungen, theils in Handlungen.
Das Heilmittel der Betrachtung besteht vorzüglich darin, dass wir
einsehen, wie schändlich und verderblich diese Sünde sey; und wenn man diess
erkannt hat, so wird man sich leichter entschliessen, sie zu verabscheuen. Dass
aber dieses Laster verderblich sey, kann man daraus erkennen, weil wegen dieser
Sünde die Menschen aus dem Reiche Gottes vertrieben und ausgeschlossen worden,
was das grösste aller Uebel ist. Dieses Unglück haben zwar alle Laster gemein;
aber diese Sünde hat das Eigene, dass jene, welche Unkeuschheit treiben, sich an
ihrem eigenen Leibe versündigen, nach dem Ausspruche des Apostels, der so
schreibt: Fliehet die Hurerei! Jede Sünde, die der Mensch
begeht, ist ausser dem Leibe; wer aber Hurerei treibt ,der sündiget wider seinen
eigenen Leib. [I.Cor. 6,18] Dieses ist
desswegen gesagt worden, weil er ihn ungerecht behandelt, indem er seine
Heiligkeit befleckt. Hierüber spricht der heilige Paulus an die Thessalonicher
so: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch
enthaltet von der Unzucht, dass ein Jeder von euch sein Gefäss in Heiligkeit und
Ehre zu besitzen wisse, nicht in leidenschaftlicher Lust, wie auch die Heiden,
die Gott nicht kennen. [I. Tess. 4,3.-6]
Ferner was das schandvollste ist, wenn ein Christ sich schamlos einer
Hure hingibt, machet er die Glieder, welche Christi sind, zu Hurengliedern; denn
der h. Paulus sagt so: Wisset ihr nicht, dass eure Leiber
Glieder Christi sind? Soll man nun die Glieder Christi nehmen, und sie zu
Gliedern einer Hure machen? Das sey ferne. Oder wisset ihr nicht, dass, wer
einer Hure anhängt, Ein Leib mit ihr wird? [I. Cor.
6,15.16] Zudem ist der Christ, nach dem Zeugnisse des nämlichen Apostels,
ein Tempel des heiligen Geistes; [v. 19] diesen schänden, heisst soviel, als den heiligen
Geist aus demselben vertreiben.
VIII. Auf welche Weise man die ungeheure Grosse der Sünde des Ehebruches erkennen könne
Im Laster des Ehebruches liegt die grösste Ungerechtigkeit. Denn
wenn, wie der Apostel will, jene, die durch das Eheband verbunden sind, so eines
des andern Gewalt übergeben sind, dass keines von beiden eine Gewalt und ein
Recht über seinen Leib hat, sondern die gegenseitig unter sich gleichsam durch
das Band der Dienstbarkeit so verbunden sind, dass der Mann sich nach dem Willen
des Weibes, und dagegen das Weib sich dem Winke und Willen des Mannes fügen
muss, so ist gewiss der Theil, welcher seinen Leib, der einem andern gehört, von
dem, an welchen er gebunden ist, losreisst, sehr ungerecht und gottlos. Und weil
die Furcht vor der Schande die Menschen zu dem, was geboten ist, heftig
antreibt, und von dem Verbotenen sehr abschrecket, so soll der Seelsorger
lehren, dass der Ehebruch die Menschen mit einer besondern Schande brandmarke.
Denn in der heiligen Schrift heisst es: Wer ein Ehebrecher
ist, der bringt durch die Thorheit seines Herzens sein Leben in´s Verderben. Er
sammelt sich Unehr und Schande, und seine Schmach wird nimmermehr ausgetilgt.
[Prov. 6,39] Die Grösse dieses Lasters kann
man aus der Strenge der Strafe ermessen; denn die Ehebrecher wurden nach einem
im, alten Testamente vom Herrn gegebenen Gesetze gesteinigt
IX. Welche Strafen die Unzucht fast immer nach sich zieht.
1) Wegen der Unzucht wird eine ganze Stadt zerstöret. Die Gegend von
Pentapolis versinkt. Die Israeliten kommen In der Wüste um. Die Benjamiten
werden beinahe vertilgt. 2) Die Menschen werden im Geiste verfinstert, und
untauglich zu allen Dingen.
I. Es wurde sogar wegen der Unzucht eines Einzigen, nicht nur der,
welcher das Laster beging, sondern manchmal eine ganze Stadt, wie wir von den
Sichimiten lesen [Gen. 34]
, vertilgt. In den heiligen Schriften finden sich viele Beispiele der
göttlichen Strafe, die der Seelsorger, um die Menschen von der unheilvollen
Unzucht abzuschrecken, sammeln soll: wie der Untergang von Sodoma [Gen. 19] und der übrigen
benachbarten Städte: die Strafe der Israeliten, [Num. 25] welche sich in der Wüste mit den Töchtern Moabs
vergangen haben: [Judic. 20]
die Vertilgung der Beniamiten.
II. Die zwar dem Tode entgehen, entkommen doch nicht unerträglichen
Schmerzen, und Peinen, womit sie oftmals bestraft werden; denn sie werden, was
eine furchtbare Strafe ist, mit Blindheit des Geistes so geschlagen, dass sie
weder auf Gott, noch auf Hunger, noch auf Ehre, noch endlich auf ihre Kinder und
ihr Leben Rücksicht nehmen, und auf diese Weise werden sie dergestalt
nichtswürdig und unnütz, dass nichts Bedeutendes ihnen anvertraut werden kann,
und sie beinahe zu jedem Dienste untauglich sind. Beispiele hievon können wir
uns an David und Salomon nehmen. [2. Regg. 11] [3. Regg. 11] Nachdem der eine von ihnen einen Ehebruch
begangen hatte, wurde er plötzlich so verändert; der vorher so sanftmüthige
wurde so grausam, dass er den Urias, der sich um ihn die grössten Verdienste
erworben hatte, tödten liess. Als sich der andere ganz der Geilheit der Weiber
ergeben hatte, entfernte er sich so weit von der wahren Religion Gottes, dass er
fremden Göttern nachging. Diese Sünde raubt also [4,11] , wie Hoseas sprach, das Herz des Menschen, und
verblendet es oft.
Nun wollen wir zu den Heilmitteln schreiten, die in Handlungen
bestehen.
X. Auf welche Weise die Menschen zur Unzucht angereizet werden, die sie besonders meiden sollen.
Das erste ist, den Müssiggang besonders zu fliehen; denn als darin,
wie es beim Ezechiel heisst [Ezech. 16,49] , sich die Sodomiter abstumpften, stürzten
sie in jenes so hässliche Laster der abscheulichen Unzucht. Ferner muss
Trunkenheit vermieden werden. Der Prophet sagt: Ich gab
ihnen die Fülle, und sie begehen Ehebruch; [Jer.
5,7] weil ein angefüllter und übersättigter Bauch Begierlichkeit erzeugt.
Dasselbe sprach der Herr mitden Worten aus: Hütet euch aber,
dass eure Herzen nicht etwa belastet werden mit Völlerei und Trunkenheit.
[Luc. 21,34] Auch der Apostel sagt das
nämliche: Berauschet euch nicht mit Wein, worin
Ausschweifung liegt. [Ephes. 5,18] Allein
besonders pflegt das Herz durch die Augen zur Geilheit entzündet zu werden.
Hierauf zielt jener Ausspruch Christi des Herrn: Wenn dich
dein Auge ärgert, so reiss es aus, und wirf es von dir. [Matth. 5,29] Wir haben überdiess noch viele Aussprüche
der Propheten über diesen Gegenstand. Beim Hiob heisst es: Ich habe einen Bund
mit meinen Augen geschlossen, dass ich auch keinen Gedanken hätte von einer
Jungfrau. Es gibt zudem viele, ja beinahe unzählige Beispiele von Uebeln, welche
aus der Augenlust einspringen. So hat David, so der König von Sichern gesündigt;
so wurden jene alten Männer zur falschen Anklage der Susanna verleitet. [2. Regg. 11,2] [Gen. 31,2] [Dan. 13,8]
XI. Uebertriebener Putz der Weiber, schamtose Reden und andere Lockungen zur Ausgelassenheit soll man fliehen.
Uebertriebener Putz, wodurch die Augen sehr lüstern; gemacht
werden, gibt eine nicht geringe Veranlassung zu böser Lust; desswegen ermahnet
Sirach: Wende dein Angesicht von einem geputzten Weibe ab.
[Eccles. 9,8] Wenn sich daher Frauen zu sehr
mit dem Putze abgeben, so wird es nicht unschicklich seyn, dass der Seelsorger
einige Sorgfalt darauf verwende, sie manchmal zu ermahnen und zu tadeln, mit den
ernsten Worten, die der Apostel hierüber gesprochen hat: Der
Frauen Schmuck sey nicht der äussere im Haargeflechte, in Goldgehängen oder im
Anzuge von Kleidern, [I. Petr. 3,3] Ebenso
spricht der h. Paulus: Nicht mit geflochtenen Haaren, oder
Gold, oder Perlen, oder kostbarem Gewande; [I. Tim.
2,9] denn viele, die mit Gold und Perlen geschmückt sind, haben die
Zierden der Seele und des Leibes verloren.
Dieser Lockung zur Unkeuschheit, die aus der übertriebenen
Kleiderpracht entsteht, folgt die zweite, nämlich schändliche und unkeusche
Reden, da durch unkeusche Reden die Gemüther junger Leute entzündet werden,
gleich als hielte man eine Fackel darunter. Böse Reden
verderben gute Sitten, [I. Cor. 15,33] sagt
der Apstel: und da üppige und schlüpfrige Gesänge und Tänze das nämliche
vorzüglich veranlassen, so soll man auch diese sorgfältig meiden. Hieher werden
auch gerechnet unzüchtige und verliebt geschriebene Bücher; diese sollen
gleichfalls gemieden werden, ebenso wie die Bilder, welche schändliche Dinge
vorstellen; denn sie tragen sehr viel bei zur Begierlichkeit nach schändlichen
Dingen und zur Entflammung der Gemüther junger Leute. Doch vorzüglich soll der
Seelsorger sich angelegen seyn lassen, dass ganz gewissenhaft beobachtet werde,
was hierüber von dem hochheiligen Concilium von Trient mit frommem und heiligem
Sinne festnugesetzt worden ist. [Sess. 25, decret. de sanit. Imag] Wenn dann alles, was
bisher vorgetragen wurde, mit grossem Eifer und sorgfältig gemieden wird, so ist
beinahe aller Reiz zur Unkeuschheit weggeschafft.
XII. Oefteres Beichten und Communiciren, und Uebung in heiligen Dingen ist nothwendig zur Erlangung der Keuschheit.
Zur Unterdrückung der Unlauterkeit trägt sehr viel bei der
oftmalige Gebrauch der Beicht und Eucharistie; ferner anhaltendes und frommes
Flehen zu Gott, verbunden mit Fasten und Almosengeben. Denn die Keuschheit ist
ein Geschenk Gottes, welches er denen, die ihn recht bitten, nicht vorenthält,
auch lässt er uns nicht stärker versuchen, als wir ertragen können.
XIII. Der Körper muss bezähmt werden, um zur Keuschheit zu gelangen,
Der Körper aber muss nicht nur durch Fasten, und besonders durch
jenes, das die Kirche vorschreibt, sondern auch durch Wachen, andächtige
Wallfahrten und durch andere Arten von Kasteiungen gezüchtiget, und die
sinnlichen Begierden müssen unterdrückt werden; denn hierin und in andern
solchen Uebungen bestehet vorzüglich die Tugend der Enthaltsamkeit. Darüber
schreibt der h. Paulus an die Korinther: Jeder, welcher sich
im Wettkampfe übt, enthält sich von Allem, und diese thun es, um eine
vergängliche Krone zu empfangen, wir aber um eine unvergängliche ; [I. Cor. 9,25.27] und kurz hernach: Ich züchtige meinen
Leib, und bringe ihn in Dienstbarkeit, damit ich nicht etwa, nachdem ich Andern
geprediget habe, selbst verworfen werde. Ferner: Pfleget der
Sinnlichheit nicht zur Erregung der Lüste. [Röm.
13,14]
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