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Sonntag, 14. Juli 2013

Predigt vom hl. Thomas v. Aquin - Achter Sonntag nach Pfingsten

(Aus dem Buch Des heiligen Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, Predigten auf das ganze Kirchenjahr)

Achter Sonntag nach Pfingsten

 

Erste Rede.



 Wenn ihr nach dem Fleische lebet, werdet ihr sterben; wenn ihr aber im Geiste die Werke des Fleisches tödtet, werdet ihr leben. (Röm. 8, 13.)

 Mit diesen Worten fagt der Apostel dreierlei. Zuerst ermahnt er uns, daß wir die Fleischeslust ablegen, wenn er sagt: Wenn ihr im Geiste die Werke des Fleisches abtödtet; zweitens gibt er die Nothwendigkeit der Abtödtung an in den Worten: Wenn ihr nach dem Fleische lebet; drittens zeigt er den Nutzen der Abtödtung, wenn er sagt: So werdet ihr leben.

 Was den ersften Punkt anlangt, so müssen wir auf dreifache Weise das Fleisch abtödten. Zuerst, indem wir die fleischlichen Laster und Gelüste abthun. Darum sagt der Apostel (Coloss. 3.): "Tödtet ab euere Glieder, die auf der Erde sind, Hurerei, Unreinigkeit, Lust, böse Begierlichkeit und Habsucht, welche die Knechtschaft der Götzen ist, weßwegen der Zorn Gottes über die Söhne des Unglaubens kommt, in denen auch ihr einst, da ihr in ihnen lebtet, wandelte. Jetzt aber leget auch ihr Alles ab, Zorn, Unwille, Bosheit, Gotteslästerung, schändliche Reden in euerm Munde; lüget untereinander nicht; unterwerfet den alten Menschen mit seinen Handlungen, und ziehet den neuen an, nämlich den welcher zur Erkenntniß nach dem Bilde seines Schöpfers erneuert ist." Zweitens, indem man es in Lasten und andern Beschwerden nach der Aehnlichkeit des Leidens Christi abtödtet. Darum sagt der Apostel (2. Cor. 4.); "Wir tragen immer die Abtödtung Jesu Christi in unserm Leibe herum, damit das Leben Jesu in euern Leibern an euerm sterblichen Fleische offenbar werde." Drittens, indem man sich geistigen Betrachtungen hingibt, wie es in der Schrift (Pred. 12.) heißt: "Häufige Betrachtung ist Betrübniß des Fleisches." Und beim Siraciden (31.) steht geschrieben: "Ein ehrliches Wachen in der eifrigen Tugendübung unterwirft das Fleisch (d.h. die fleischlichen Lüste), das Andenken daran nimmt
ihm den Laut (nämlich den Eckel der Trägheit). Der Gedanke an das Vorherwissen (nämlich der welcher die Belohnungen vorhersieht) wendet den Sinn hinweg (nämlich von jeder bösen Begierlichkeit), und eine große Schwachheit (nämlich die des Leibes) macht die Seele von den Vergehen nüchtern."

 In Bezug auf den zweiten Punkt ist zu bemerken, daß wir das Fleisch abtödten müssen; denn wenn wir nach dem Fleische leben, so werden wir sterben. Es erfolgt nämlich aus der Fleischeslust ein dreifacher Tod. Der erste ist der Tod der Schuld; der zweite ist der der Natur, wie es heißt (Eccli. 37.): "Wegen des Rausches sind Viele zu Grunde gegangen." Der dritte Tod ist der der Hölle. "Wer auf sein Fleisch säet, - sagt der Apostel (Gal. 6.) - wird vom Fleische auch Verwesung einernten," und der Psalmist (33.): "Der Tod der Sünder ist der schlimmste."

 In Bezug auf den dritten Punkt ist zu bemerken, daß aus der Abtödtung des Fleisches ein dreifaches Leben hervorgeht. Das erste ist die Verlängerung des natürlichen Lebens, wie der Prediger (37.) sagt: "Wer enthaltsam ist, verlängert das Leben." Das zweite ist das Leben der Gnade. Der Apostel sagt (Röm. 8.): "Die Weisheit des Geistes ist Leben und Friede." Das dritte ist die Verlängerung des Lebens der Glorie. "Wir tragen immer - sagt der Apostel (2. Cor. 14.) - die Abtödtung Jesu in unserm Leibe herum, damit auch das Leben Jesu an unsern Leibern offenbar werde."

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